Gewohnt schrill

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Tobias Riegel über die Nutzung von Tempelhof

So sehr man sich darüber freuen sollte, die internationale Modemesse »Bread & Butter« wieder in Berlin begrüßen zu können – zu dem Weg, der zu dem Tempelhof-Zuschlag für die Messe führte, gibt es offenbar gehörigen Diskussionsbedarf. Man muss ja nicht gleich so weit gehen wie die FDP, die die Entscheidung gewohnt schrill als »Schlag ins Gesicht« für alle bezeichnet, die sich »ernsthaft« um eine Tempelhof-Nachnutzung bemühten. Denn dafür ist Bread & Butter ein zu ernsthaftes Großkaliber der Kreativwirtschaft, wie auch Wirtschaftssenator Harald Wolf (LINKE) zu Recht betont.

Wirklich nachdenklich sollte aber die Reaktion der Filmstudios Babelsberg stimmen, die ihre verlockenden Pläne für einen »Filmhafen« Tempelhof nun beleidigt zurückgezogen haben. Denn wenn es wahr ist, dass wegen der Modemesse, die das riesige Gelände nur zwei Monate im Jahr bespielen wird, eine Nutzung für weitere Akteure unattraktiv geworden ist, dann hat der Regierende Bürgermeister und Kultursenator Klaus Wowereit (SPD) der Stadt wirklich einen Bärendienst erwiesen.

Sollte sich aber bewahrheiten, dass Abschlüsse mit ähnlich interessanten Partnern so kurz bevorstehen, wie Wowereit und Wolf andeuten, und dass die Filmstudios auch noch andere Gründe hatten, Tempelhof den Rücken zu kehren – dann sind die lauten Oppositionstöne mal wieder nichts als Theaterdonner und die Messe-Rückkehr ein geglückter Wowereit-Coup.

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