Schlechte Verlierer

  • Lesedauer: 2 Min.
Martin Kröger hofft auf Einsicht der Tempelhof-Fans.

Manchmal muss man der Wahrheit ins Gesicht schauen, auch wenn sie unbequem ist – im Englischen bringt es das Sprichwort sogar besser auf den Punkt: Den Fakten ins Auge sehen, heißt es dort. Ein neues Volksbegehren will der Verein »Das Thema Tempelhof« nun in Gang setzen, um nicht weniger als den rot-roten Senat zu stürzen.

An dieser Stelle muss nochmals betont werden, dass wir grundsätzlich große Anhänger der direkten Demokratie sind. Doch bei den zwei neuen Volksbegehren aus der Ecke der Flughafen-Fans hat man den Eindruck, dass sie den Schuss nicht gehört haben, wie es umgangssprachlich heißt. Der Verein behauptet etwa, der rot-rote Senat habe die direktdemokratischen Instrumente diskreditiert. Die Dinge derart zu verdrehen, dazu gehört allerdings einiges an Chuzpe. Hat nicht dieser Senat erst die Möglichkeiten eingeführt – trotz des Wissens darum, dass solche Volksbegehren immer gegen eine Regierung und nie für sie benutzt werden würden?

Die Flughafen-Fans scheinen dagegen immer noch nicht ihre Niederlage verkraftet zu haben. Nun sind schlechte Verlierer nichts Besonderes. In diesem Fall nervt der x-te Anlauf für die selbe Sache jedoch nicht nur, sondern diskreditiert selbst die direktdemokratischen Instrumente, weil es einfach keiner mehr ernst nimmt. Nur gut, dass für ein Abwahlbegehren mehr Stimmen als normal nötig sind. Für die zweite Stufe eines Volksentscheids braucht es 500 000 Unterschriften. Das, seien wir mal ehrlich, ist nicht zu schaffen. Dieser Wahrheit sollte der Tempelhof-Verein schon mal ins Auge sehen.

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