Die Lehrer-Lücke kündigt sich an

Zum 1. Februar schieden etwa 200 Pädagogen aus dem Schuldienst / Noch gibt es aber einen Überhang

  • Wilfried Neiße
  • Lesedauer: 2 Min.

Eine »erhebliche Zahl« märkischer Lehrer schied zum 1. Februar dem Schuldienst aus. Das bestätigte Bildungsminister Holger Rupprecht (SPD). Sein Sprecher Stephan Breiding schätzt die Zahl auf »mehr als 200«. Es handelt sich jedoch nicht etwa um Lehrer, die abgeworben worden sind, sondern vor allem um solche, die sich im Zuge von Altersteilzeit oder ganz normal in den Ruhestand verabschiedeten.

Laut Rupprecht haben sich die staatlichen Schulämter wie auch die Schulen selbst »frühzeitig« auf diese Situation vorbereitet. Ihm sei »natürlich bekannt«, dass es in einzelnen Schulamtsbereichen »besonders schwierig ist, neue bzw. Ersatzlehrer zu gewinnen«. Doch zeigte sich der Minister zuversichtlich. Als »Behauptung« wies den Vorwurf der Landtagsabgeordneten Gerrit Große (Linkspartei) zurück, dass an vielen Schulen der Unterricht nur durch Zusammenlegung von Klassen oder den gänzlichen Wegfall von Förderunterricht gesichert werden könne. Das entspreche nicht den Tatsachen.

Berlin, das im Unterscheid zu Brandenburg seine Lehrer seit 2004 nicht mehr verbeamtet, ist gerade mit der Wegzugsdrohung von jungen Lehrern konfrontiert, die in anderen Bundesländern lukrativere Bedingungen für sich sehen. Der Regierende Bürgermeister Klaus Wowereit (SPD) fordert bundeseinheitliche Regelungen, um die Besoldung der Lehrer zu deckeln. Wenn nicht das Einziehen einer Obergrenze gelinge, drohe »eine Spirale ohne Ende«.

In Brandenburg gibt es nach Darstellung des Bildungsministeriums »landesweit betrachtet nach wie vor einen Überhang an Lehrkräften«. Doch sei dieser Überhang nicht gleichmäßig verteilt. Er existiere in den weit von Berlin entfernten Gebieten, also dort, wo die Schülerzahlen besonders stark zurückgehen. Auf der anderen Seite ist es im Berliner Speckgürtel »manchmal schwierig«, bei der Erkrankung mehrerer Lehrkräfte an einer Schule den Unterricht abzusichern. Dort könne der Unterricht nur durch Anordnung von Mehrarbeit, der Aufhebung von Förderunterricht sowie durch befristete Einstellungen vermieden werden. Heute arbeiten 26 000 Lehrer auf 23 400 Stellen. Mit dem Absinken der Schülerzahlen werden in zehn Jahren allenfalls noch 16 000 Lehrer benötigt.

Die Linkspartei kritisiert, dass in den vergangenen zwei Jahrzehnten die Möglichkeit des Einstellungskorridors kaum genutzt wurde. Das müsse dazu führen, dass in wenigen Jahren exorbitant viele neue Lehrer eingestellt werden müssen, weil die bisherigen Lehrer nahezu im Block die Schulen verlassen. Das Durchschnittsalter brandenburgischer Lehrer liegt derzeit bei 50 Jahren.

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