Wedding hin und zurück

Nach »Mahmud rennt« kommt nun das Vorspiel

  • Lucía Tirado
  • Lesedauer: 2 Min.

Alles mögliche hätte man in der 57. GWSW-Folge (Gutes Wedding, schlechtes Wedding) für möglich gehalten, wenn »Mahmud rennt«, um Kiezschlampe Sabrina von ihrer Hochzeit mit Adelssohn Gunther von Staubitz abzuhalten. Dass der muslimische Tiger von Wedding jedoch in eine Kirche stürmt und vorm Altar eine fremde Braut küsst – nein, das nicht. So sorgte die Videoeinspielung bei der Premiere in der Müllerstraße für Überraschung. Das prime time theater ist locker im »Düalog« der Kulturen, überspringt lachend jede Grenze.

Mahmud, bekannt für seine schlecht organisierten Verbrechen, bringt schließlich sogar Polizeikommissar Herrmann Schneider dazu, sich rasend schnell per S-Bahn in die Suche nach der Braut einzuschalten. Seine Hündin ist schließlich auch mal mit einem Yorkshire-Terrier, so 'ner Art Fußhupe aus der Yorckstraße, abgehauen. Auch die anderen GWSW-Figuren haben wie gewöhnlich ihre Sorgen. Postbote Kalle will heimlich den 50. Geburtstag seiner Flamme, Richterin Clara Fall, mit vielen Schnittblumen vorbereiten. Sie schöpft Verdacht und nimmt an, er sei in illegalen Tulpenhandel verwickelt. Onkel Ahmed lässt sich wegen seiner Potenzprobleme beraten. Prenzlwichser Claudio sucht eine neue Assistentin zum Ausbeuten und trifft auf Christian von der schwäbischen Separatistengruppe »Die Exilstuttgarter«, die in Prenzlauer Berg für ein autonomes schwäbisches Territorium kämpfen. Und der türkische Sänger Orkan landet bei der Polizei. Schließlich war er am Songdiebstahl des Titels »Scheißegal« von der Band »The Friedrichshainis« beteiligt.

Alles wieder schön dicht in der Handlung und hinreißend komisch nach dem Buch von Constanze Behrends Tautorat und viel Improvisation von Jenny Bins, Alexander Ther, Oliver Tautorat und Kaan Satik gespielt. Bei letzterem muss man nicht mehr von dem »Neuen« reden. So vielseitig bringt er sich ein, spricht auch mal ein paar Sätze Türkisch als Sänger Orkan. Als zackig-wackliger General von Wellenstein (155), Gunther von Staubitzens Uraltonkel, kommt er mit witzigen Erinnerungen aus der Bismarck-Zeit. Worte zu Deutschlands finstersten Jahren sollte er sich verkneifen.

Also »allet jut« und »et jeht weita!«. Und zwar vorwärts zurück. Ab 20.2. ist noch einmal »Folge 0« zu erleben, das Pilottheaterstück »Bevor alles begann«. Nur wenige erlebten damals, was im Gesundbrunnen-Center geschah.

Freitags bis dienstags, 20.15 Uhr, prime time theater, Müllerstr. 163b, www. primetimetheater.de

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