Spiele-Renaissance

Nürnberger Fachmesse: Klassik statt Computer

  • Heiko Frings, Nürnberg
  • Lesedauer: 2 Min.
Bei dieser Frau Merkel lohnt Geduld tatsächlich etwas.
Bei dieser Frau Merkel lohnt Geduld tatsächlich etwas.

Drohend legt sich der Schatten der Krise auf das Spielzeugland. Wie soll man im Reich von Plüsch und Puppen auch Zuversicht bewahren, wenn sogar die große Nürnberger Spielwarenmesse ausgerechnet zum 60-jährigen Jubiläum mit einer Hiobsbotschaft beginnt? Bekanntlich musste Märklin, als Marktführer bei Modellbahnen einst Inbegriff für Beständigkeit, am Eröffnungstag Insolvenz anmelden.

Da wundert es wenig, dass Spielzeugmacher aus aller Welt ohne kostspieligen Entwicklungsfirlefanz auf Bodenständiges setzten. Auch bei preisgekrönten Innovationen der Messe ist Rückbesinnung angesagt. So macht Lego ohne Elektronik, Sound oder DVD den Baustein mit den Noppen zum Grundbestandteil für zehn Familien- und Gesellschaftsspiele, bei denen Groß und Klein zusammen bauen und würfeln. Playmobil hingegen hat das ehrwürdige Puppentheater neu entdeckt: Auf einer aufklappbaren Bühne regen die stets zuversichtlich lächelnden Kunststoffspielkameraden als Kasperle, Hexe oder Wachtmeister zum Geschichtenerleben an. Auch die Mosaikbilder von Ministeck sind wieder präsent – zum aktuellen Wahljahr übrigens auch mit Bildmotiv von Angela Merkel.

Anderenorts rücken runde Jahrestage Althergebrachtes ins Rampenlicht. Bei Ravensburger feiert Memory, das Such- und Merkspiel um Bildpaare, 50. Geburtstag. Genauso alt und dennoch jung wie eh und je: Barbie. Als beste Freundin für Generationen von Mädchen erscheint sie bei Mattel in fünf Nostalgieeditionen aus ebenso vielen Dekaden. Und 60 Jahre nach ihrem Erscheinen feiern die scheinbar so unzeitgemäßen Modellbaukästen von Airfix ihre Auferstehung.

Auf schon 150 Jahre blickt Märklin zurück. Denn trotz Insolvenz machen die Göppinger bis auf Weiteres unverdrossen weiter. Jubiläumsrepliken wie ein Dampfschiff aus Blech, Automodelle aus den siebziger Jahren oder ein Metallbaukasten erinnern hier an bessere Zeiten.

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