Ziele waren eine Nummer zu groß

Alpine Ski-WM: Maria Riesch in der Superkombination nur Vierte / Eine Österreicherin jubelt

  • Thomas Häberlein
  • Lesedauer: 3 Min.

Die Medaille lag auf dem Silbertablett, doch »Pech-Marie« Riesch griff nicht zu. In der Super-Kombination reichte es für die Partenkirchnerin bei der WM in Val d'Isere nur zu »Blech« - mit einem Rückstand von 0,66 Sekunden rumpelte sie als Vierte weit am Siegertreppchen vorbei. Ausreden suchte die 24-Jährige nach der erneuten Enttäuschung aber nicht, obwohl sie nach ihrem schweren Sturz beim Abfahrtstraining zwei Tage zuvor leicht gehandicapt und erkennbar verunsichert ins Rennen gegangen war: »Ich habe es total verkorkst, ich brauch es auf nichts anderes schieben.«

In der Abfahrt hatte Maria Riesch noch ihren »Schweinehund« besiegt und sich trotz der Nachwehen des Sturzes tapfer zu Tal und auf Rang vier gekämpft. »Danach waren die Ziele groß«, gestand sie. Zumal sie im Slalom die Beste in dieser Saison ist. Doch dann »bin ich total daneben gestanden«, berichtete die Medaillen-Anwärterin. Am dritten Tor war fast schon Schluss, die Zitterfahrt ging weiter, am Ende konnte Maria Riesch nur mit den Achseln zucken und voller Selbstkritik mitteilen: »Ich hätte es nicht verdient gehabt, mit dieser Fahrt eine Medaille zu gewinnen.«

Noch schlimmer erwischte es Rieschs Freundin Lindsey Vonn (USA): Nach Rang eins in der Abfahrt musste die Super-G-Weltmeisterin nach einem Torfehler im Slalom disqualifiziert werden, nachdem sie im Ziel noch auf Platz zwei geführt wurde. Damit war der Weg frei für drei Frauen, die nicht unbedingt gemeinsam auf dem »Stockerl« erwartet worden waren. Kathrin Zettel gewann das erste Gold für Österreich, das 17 Jahre alte Schweizer Ski-Starlet Lara Gut (0,56 Sekunden zurück) raste höchst unbekümmert zu Silber, Elisabeth Görgl komplettierte mit Bronze (0,88) den Erfolg für Österreich.

Gina Stechert (Oberstdorf) wurde Zwölfte. Mindestens Elisabeth Görgl, bereits Dritte nach der Abfahrt, gewann jene Medaille, die Maria Riesch aus der Hand gab. »Die Lizz hätte ich mit einem normalen Slalom schon noch gekriegt», sagte die deutsche Hoffnungsträgerin, die dem plötzlichen Druck, tatsächlich eine Medaille gewinnen zu können, aber nicht gewachsen schien. »Ich war das erste Mal in einer Situation, um nur noch einen Schritt zur Medaille machen zu müssen«, berichtete sie von ihrer Befindlichkeit vor dem Slalom-Start: »Die Chance war groß, und natürlich war ich vor dem Slalom besonders angespannt.«

In ihrem elften WM-Rennen erreichte Maria Riesch ihre beste Platzierung, aber die Chance auf eine Medaille, noch dazu eine so große, kommt wohl so schnell nicht wieder. Vier Wettbewerbe kommen noch auf sie zu, »aber man darf das jetzt nicht übertreiben«, sagte sie: »Ich muss mich jetzt voll auf den Slalom konzentrieren, in der Abfahrt habe ich nur Außenseiterchancen.«

Die Abfahrt findet schon am Sonntag statt, der Slalom am 14. Februar. Dort steht Maria Riesch dann erst recht unter Druck. Aber so, wie sie im Kombinations-Slalom fuhr, wäre sie im Spezialslalom chancenlos. Nicht zu übersehen war bereits in der Kombination, dass der Trainingssturz Maria Riesch ihrer sonstigen Sicherheit beraubt hat.

»Das darf man nicht als Bagatelle abtun», behauptete denn auch der Präsident des Deutschen Skiverbandes (DSV), Alfons Hörmann. Hinzu kam noch, dass die Partenkirchnerin am Vortag des Rennens zur Dopingprobe ausgelost und ihr Tagesablauf durcheinander gebracht wurde. »Aber natürlich«, wusste auch Hörmann, »ist das eine große Enttäuschung für uns.« Wobei: »Es gibt hier noch eine zweite Woche.« sid

Ergebnisse: 1. Zettel (Öst) 2:20,13 Min. (Abfahrt 1:31,97 Min./Slalom 48,16 s), 2. Gut (Swz) 2:20,69 (1:30,63/50,06), 3. Görgl (Öst) 2:21,01 (1:31,03/49,98), 4. Riesch (Partenkirchen) 2:21,67 (1:31,92/ 49,75), ... 12. Stechert (Oberstdorf) 2:23,63 (1:33,79/49,84).

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