Beifall für Schuhwerfer

Prozess gegen irakischen Journalisten vertagt

  • Lesedauer: 1 Min.
Zum Prozessauftakt in Bagdad hat der irakische Fernsehjournalist Muntasser al-Saidi seine Schuhattacke gegen US-Präsident George W. Bush verteidigt. Beim Anblick des »Verantwortlichen für die im Irak begangenen Verbrechen« habe er die Kontrolle über seine Gefühle verloren, sagte Saidi am Donnerstag vor Gericht.

Bagdad (dpa/ND). Vor dem Kriminalgericht in der irakischen Hauptstadt hat am Donnerstag der Prozess gegen den »Schuhwerfer von Bagdad« begonnen. Aus Protest gegen die US-Politik in Irak hatte der irakische Fernsehreporter Muntasser al-Saidi Mitte Dezember bei einer Pressekonferenz in Bagdad seine Schuhe nach Präsident George W. Bush geworfen, ohne ihn allerdings zu treffen. Das Verfahren wurde kurz nach dem Auftakt auf den 12. März vertagt.

Die Anklage wirft dem Reporter »Angriff auf ein ausländisches Staatsoberhaupt« vor. Damit drohen Saidi bis zu 15 Jahre Haft. Der 30 Jahre alte Beschuldigte wurde in Handschellen von zahlreichen Sicherheitskräften im Gericht vorgeführt. Um die Schulter hatte er sich eine irakische Flagge gewickelt. Als er eintraf, brandete Beifall auf. Dutzende Menschen schwenkten vor dem Gerichtsgebäude irakische Fähnchen. Augenzeugen berichteten, der Iraker habe gelächelt. Saidi gilt wegen seiner Aktion in weiten Teilen Iraks und der arabischen Welt als Held. Auch zahlreiche Familienangehörige Saidis waren zum Prozessauftakt erschienen. Als sie ihn sahen, brachen Tumulte aus.

Al-Saidis Verteidiger wollen erreichen, dass die Anklage fallengelassen und ihr Mandant auf freien Fuß gesetzt wird. Für den Fernsehjournalisten arbeiten rund 25 Anwälte. »Das ist ein Abschiedsgeschenk, du Hund«, hatte der Iraker dem damaligen US-Präsidenten zugerufen.

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