Deglobalisierung

Es ist gewiss nicht übertrieben, angesichts der einbrechenden Weltwirtschaft von Tendenzen einer Deglobalisierung zu sprechen. Vorbei die Zeiten, in denen die USA quasi als Staubsauger für Waren aus aller Welt fungierten und sich übermäßig verschuldeten. Diese extrem ungesunde Entwicklung dürfte nicht nur vorübergehend ihr Ende gefunden haben.

Jedoch ist der stark rückläufige Welthandel auch für linke Globalisierungskritiker alles andere als ein Grund zum Jubeln. Denn den Absturz bekommen insbesondere die Beschäftigten in den Exportindustrien zu spüren. Richtig hart trifft es dabei arme Entwicklungsländer, die durch IWF und Weltbank einseitig auf Exportfähigkeit getrimmt wurden und über keinerlei soziale Sicherungsnetze mehr verfügen. Und sollte sich auch noch der längst sichtbare Hang zu Protektionismus in den Industriestaaten noch verschärfen, würde dies die Probleme noch verschärfen.

Wenn der Chef der Welthandelsorganisation (WTO), Pascal Lamy, aber hofft, dass schon bald alles wie zuvor läuft, liegt er daneben und hat vor allem nichts gelernt. Eine Globalisierung, die auf extreme monetäre Ungleichgewichte sowie einen brutalen Freihandel zu Lasten von Sozial- und Umweltstandards sowie nach den Vorgaben der reichen Staaten aufbaute, hat im wahrsten Wortsinn abgewirtschaftet. Eine Reglobalisierung nach der Krise bräuchte völlig neue Regeln.

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