Wenig schmeichelhaft

Journalismus-Studie

  • Lesedauer: 2 Min.

Der Beruf des Journalisten genießt in der Bundesrepublik ein hohes Ansehen, doch an der Unabhängigkeit der Journalisten hat die Mehrheit der Deutschen ihre Zweifel. Das geht aus der Umfrage »Journalismus 2009« vom Kölner Markt- und Organisationsforschungsinstituts YouGovPsychonomics in Kooperation mit der Macromedia Hochschule für Medien- und Kommunikation München hervor.

Obwohl 61 Prozent der Befragten der Meinung waren, dass der Beruf des Journalisten ein »hohes gesellschaftliches Ansehen« besitze, glauben die Wenigsten, dass Journalismus ein anstrengender Beruf ist. In einer Rangfolge mit sechs Berufen (Arzt, Bauarbeiter, Unternehmer, Lehrer, Hausfrau/-mann, Journalist, PR-Mitarbeiter) landeten Journalisten auf dem vorletzten Platz.

Dass Journalisten an einer wahrheitsgemäßen Berichterstattung interessiert sind, glauben lediglich 46 Prozent der Bundesbürger. Deutlich skeptischer sind allerdings die ostdeutschen Bürger: In den fünf östlichen Bundesländern bestreiten zwei Drittel, dass Journalisten sich an der Wahrheit orientieren.

Eine Beeinflussbarkeit durch die Interessen der Wirtschaft attestieren insgesamt 59 Prozent der Befragten. Bezüglich der Beeinflussbarkeit durch die Interessen der Politik stellen ebenfalls 59 Prozent der Befragten Journalisten ein wenig schmeichelhaftes Zeugnis aus – im Osten sind es sogar 60 Prozent. Nur die 20- bis 29-Jährigen glauben an Unabhängigkeit.

Positiver äußerten sich die Befragten hingegen zur Recherchearbeit. 69 Prozent gehen davon aus, dass beim Erstellen eines Artikels gewissenhaft recherchiert wird und nur jeder Zehnte meint, dass Journalisten Berichte selbst inszenieren, um die Auflage zu erhöhen. Allerdings halten es 74 Prozent der Befragten für wahrscheinlich, dass Journalisten im Rahmen der Recherche auch »über Leichen gehen«. Zudem gehen 61 Prozent der Befragten davon aus, dass Journalisten ihre Stellung dazu ausnutzen, um die öffentliche Meinung in ihrem Sinne zu beeinflussen. 93 Prozent der Befragten attestieren der Presse eine große Macht auf die Meinung der Öffentlichkeit.

Besonders häufig sprechen die Befragten dem öffentlich-rechtlichen Fernsehen ihr Vertrauen aus (69 Prozent). Den zweiten Rang belegen regionale (46 Prozent), den dritten überregionale Tageszeitungen (42 Prozent). Im Mittelfeld liegen das Medium Radio und wöchentliche bzw. monatliche Print-Magazine. Online-Magazine und das Privatfernsehen können sich dagegen lediglich bei weniger als jedem Fünften über eine solide Vertrauensbasis freuen. In Ostdeutschland ist die Vertrauensbasis für die Zeitungen allerdings geringer als im Westen. ND

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