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Vor Anker gehen am Blumenmeer

In Oranienburg entstand zur Landesgartenschau für über neun Millionen Euro der Schlosshafen

In aller Ruhe schwimmt ein Biber die Havel lang. Dabei erzeugt ein Bagger ohrenbetäubenden Lärm. Das schwere Gerät schaufelt Erdmassen aus dem Grund des Flusses. Die Arbeiten am Schlosshafen Oranienburg laufen noch. Aber die Hinweisschilder sind gestern schon einmal enthüllt worden. Frei wird demnächst allerdings zunächst nur der östliche Teil mit dem Haus des Hafenmeisters und der Tankstelle.

Die 80 Liegeplätze auf der westlichen Havelseite bleiben für die Dauer der Landesgartenschau gesperrt. Erst nächstes Jahr dürfen Sportboote hier festmachen, Paddler und Ruderer ihre Zelte aufschlagen. Dabei wird das Gebäude mit Duschen, Toiletten und Küchen schon bald fertig. In der extra umgebauten ehemaligen Fahrzeughalle der DDR-Grenztruppen riecht es derzeit nach frischer Farbe. Arbeiter stellten gestern eine Sitzbank auf, fegten Späne weg. Doch vom 25. April bis zum 18. Oktober nehmen hier Besucher der Landesgartenschau (LAGA) Platz. Erst danach übernehmen die Wasserwanderer.

Als erstes Schiff läuft in sieben Tagen die »Sehnsucht« ein. Es handelt sich um einen Nachbau der Jacht des Prinzen Wilhelm III. von Oranien. Betreten dürfen die Besucher der Gartenschau die »Sehnsucht« leider nicht. Die Jacht müsste aus Sicherheitsgründen eine 100 Zentimeter hohe Bordwand haben. Tatsächlich sind es aber nach dem historischen Vorbild nur 60 Zentimeter. Mehr als ein Blick vom Ufer aus ist darum nicht gestattet. »Deswegen der Name ›Sehnsucht‹«, scherzt LAGA-Projektleiter Michael Steinland. Seine Frau hatte die Idee, während der Gartenschau ein Schiff im Schlosshafen ankern zu lassen.

Gebaut haben es zehn Langzeitarbeitslose unter der Anleitung eines pensionierten Experten und eines Tischlers in der Werft im Oranienburger Ortsteil Malz. Alle, die es wollten, bekamen anschließend eine Festanstellung – jedoch bloß bei einer Leiharbeitsfirma. Die Errichtung des Hafens begann im Oktober 2007 mit dem ersten Rammschlag für die Spundwände. Er kostete 7,8 Millionen Euro plus 1,45 Millionen für die zugehörigen Gebäude. Damit kam die Anlage 400 000 bis 450 000 Euro teurer als veranschlagt. Der Oranienburger Baudezernent Frank Oltersdorf macht dafür vor allem gestiegene Stahlpreise und den ungewöhnlich langen Winter verantwortlich. Die Summe sei »beherrschbar«, man sei jedoch im Gespräch mit der Investitionsbank des Landes, um die Lasten zu verteilen.

Es gehe darum, dass Brandenburg sich an den Mehrkosten beteiligt und die Stadt nicht allein darauf sitzen bleibt, präzisiert Wirtschaftsminister Ulrich Junghanns (CDU). Das Bundesland spendierte für den Hafen 6,5 Millionen Euro. »Das Geld ist gut angelegt«, versichert der Minister. Oranienburg werde das südliche Eingangstor für die Wassertourismusregion, die bis nach Mirow in Mecklenburg reicht. Der Schlosshafen soll durch die Landesgartenschau bekannt gemacht werden. Junghanns glaubt fest daran, dass er gut angenommen wird.

Nach Darstellung des Ministers genießt Nordbrandenburg einige wichtige Vorzüge für Wasserwanderer: Es gibt viele natürliche Flussläufe, man kann überall baden, weil das Wasser sauber ist, und die Saison währt länger als zum Beispiel in Frankreich, dessen Westküste am Atlantik liegt und wo es deshalb früher kalt wird.

Doch Bürgermeister Hans-Joachim Laesicke (SPD) muss beim Bund noch Überzeugungsarbeit leisten. Der sehe die Wasserstraßen vor allem als Verkehrswege. Um den Tourismus kümmere er sich leider nicht so leidenschaftlich, bedauert Laesicke. Die kaputte Friedrichsthaler Schleuse müsste geöffnet werden, um den Weg nach Norden frei zu machen.

Die Gartenschau wird am 25. April um 10 Uhr auf dem Schlossplatz eröffnet. Für Erwachsene kostet eine Dauerkarte 70 Euro, eine Tageskarte 12 Euro. 6- bis 17-Jährige zahlen 15 bzw. 2 Euro, www.laga-oranienburg2009.de

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