Tbilissi und Chisinau

  • Detlef D. Pries
  • Lesedauer: 1 Min.

Die Georgier haben ihre »bunte Revolution« hinter sich – und sind offenbar bitter enttäuscht. Die Rosen der Revolution des Jahres 2003 sind verwelkt, südlich des Kaukasus-Kamms blühen nicht Demokratie und Wohlstand, sondern Autoritarismus und Vetternwirtschaft wie zuvor, nur unter neuen Herren. Dem Revolutionshelden Saakaschwili, der Georgien sogar in einen verlorenen Krieg geführt hat, schallt es jetzt aus zehntausenden Kehlen entgegen: »Mischa, zadi!« (Verzieh dich!)

Trotz dieses ernüchternden Beispiels – und des nicht besseren in der benachbarten Ukraine – wünschen sich etliche Moldauer auch so eine »bunte Revolution«. Deren Lieblingsfarbe scheint das Blau der EU zu sein. »Wir wollen zu Europa gehören«, riefen sie in Chisinau. Und weil das in »Europa« gemeinhin gern gehört wird: »Nieder mit den Kommunisten!« Dass die in Moldova regierenden Kommunisten eigentlich Sozialdemokraten sind und dass sie frei und fair gewählt wurden, hat sich jedoch selbst im Westen des Kontinents herumgesprochen. Moldova mangelt es weniger an Demokratie als an deren Akzeptanz. Die Bevölkerung ist ethnisch-sprachlich und historisch-kulturell gespalten, deutlichster Ausdruck dessen ist die Abtrennung der Dnjestr-Republik. Und wenn die EU will, dass die Differenzen nicht gewaltsam ausgetragen werden, muss sie auch die »Revolutionäre« in Chisinau und ihre Fans in Bukarest deutlich an die demokratischen Regeln erinnern.

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