Die Birke stand Pate

Münchner Pinakothek der Modere: »Democratic Design – IKEA«

  • Barbara Reitter
  • Lesedauer: 2 Min.

Billy« heißt das Zauberwort, denn es steht für ein Regalsystem von IKEA, das selbst in durchgestylten Wohnungen gute Figur macht. Seit 1978 ist »Billy« als »Typenmöbel« auf dem Markt. Aufgrund der weltweit mehr als 28 Millionen verkauften Exemplare wurde es zum klassischen Beispiel »demokratischen« Designs. Sein Prinzip ist einfach: Es kann maschinell hergestellt werden, beschränkt sich auf wenige Maßeinheiten, ist kinderleicht aufzubauen, lässt sich Platz sparend transportieren und recyceln.

»Billys« bilden den Auftakt der Ausstellung der Neuen Sammlung München, die auf einzelnen »Inseln« geschickt in die eigenen Bestände integriert wurde. Jedes IKEA-Produkt steht auf der eigenen Verpackung, so dass der Unterschied zu den Klassikern der Moderne deutlich wird. Nur die Objekte, die in den beiden Paternostern rotieren, sind solo: Küchenutensilien, Gießkannen, bunte Becher. Ein weiteres Signal für die Schweden ist eine riesige Birke – denn schließlich war dieses Holz das spottbillige Ursprungsmaterial, das Ingvar Kamprad in seinem 1948 gegründeten Einmannbetrieb benutzte, der sich zum größten Einrichtungskonzern der Welt entwickelte. »Die Schönheit ist für alle da« heißt das Credo: qualitätvolle, funktionale Entwürfe zu schaffen, die, da in Massenproduktion hergestellt, für jedermann erschwinglich sind.

Betrachtet man die Möbel und Accessoires, den Dreibeinstuhl »Grill« oder den Schaukelstuhl »Gunghult«, die Freischwinger-Sessel von Alvar Aalto, Verner Pantons bunte Sitzgelegenheiten oder die knallbunte Plastik-Kinderzimmer-Einrichtung, so bedauert man, nach der Studentenzeit so vieles entsorgt zu haben. Stammen doch alle IKEA-Gegenstände von hochkarätigen Entwerfern.

Ganz bewusst reduziert die Neue Sammlung ihre Ausstellung nicht nur auf stilistisch außergewöhnlich Stücke; neben der Firmengeschichte werden auch Themen wie »Swedishness« mit der gelb-blauen Corporate Identity, »Material Change« oder die sozialen Projekte des Konzerns thematisiert.

Doch auch im Design manifestiert sich das Bekenntnis zur schwedischen Heimat: Das meiste ist aus Holz in organischen Formen, mit naturbelassenen Oberflächen, kombiniert mit einfachen, strapazierfähigen Stoffen. Natürlich fanden auch modische Zeitgeist-Tendenzen mit Plastikentwürfen ihren gestalterischen Eingang ins IKEA-Programm. Seit dem Jahr 1995 erscheint in unregelmäßigen Abständen neben der eher konventionellen Schiene eine Serie mit dem Namen PS, als Postscriptum, von jungen, experimentierfreudigen Designern: Im wahrsten Sinne schräge Lampen stehen dafür.

Bis 12.7., Di-So 10-18, Do bis 20 Uhr

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