Meisterlich gespielt, meisterlich gefeiert

Eishockey: Zum vierten Mal in fünf Jahren holen die Berliner Eisbären den Titel mit einem 4:2-Sieg in Düsseldorf

  • Christian Heinig
  • Lesedauer: 3 Min.
Don Jackson brauchte keine Sonnenbrille. Damit war er fast der einzige. Um 11.52 Uhr am Donnerstagmittag stieg der Trainer der Eisbären Berlin als erster aus dem Mannschaftsbus. Vor der Arena am Ostbahnhof hatten sich zur improvisierten Meisterfeier des alten und neuen Eishockey-Champions mehr als 1000 Anhänger versammelt. Jackson reckte den Pokal in die Höhe, die Fans feierten. Peu à peu kamen auch die Spieler aus dem Bus, der Großteil mit abgedunkelten Gläsern vor den Augen, und das gewiss nicht nur wegen des strahlenden Wetters. »Wir hatten zuvor ja auch drei Wochen keinen Alkohol getrunken«, gestand Nationalspieler Florian Busch. »Jetzt müssen wir erst wieder in Übung kommen.« Auch er trug wie Jackson keine Sonnebrille. Dabei sah man gerade ihm die lange Nacht am deutlichsten an. Wieder haben es die Eisbären geschafft. Mit 4:2 gewannen sie am Mittwochabend das vierte Finalspiel bei der Düsseldorfer EG. Endstand der Serie: 3:1. Endstand der inoffiziellen deutschen Fünfjahreswertung: Zum vierten Mal Meister. Das unterstreicht die derzeitige Ausnahmestellung der Berliner. Und es unterstreicht auch, dass die Philosophie der Eisbären, auf Kontinuität zu setzen, anstatt wie andere Klubs, Spieler und Trainer in Schallgeschwindigkeit nach Belieben auszutauschen, ein tragfähiges Erfolgsmodell darstellt – nicht zuletzt aufgrund der ausgiebigen Nachwuchsarbeit. Neun Akteure der aktuellen Meistermannschaft waren schon 2005 beim ersten Titelgewinn dabei. Eisbärenkapitän Steve Walker (36) sagt: »Der Schlüssel zum Erfolg ist es, den Stamm der Mannschaft zu behalten und ein paar andere Teile an die richtige Stelle zu setzen.« Walker ist seit neun Jahren beim EHC. Übertrumpft wird er nur von einem: Sven Felski (34), der liebevoll als Eisbären-Urgestein bezeichnet wird. Gerade hat Felski, der das Eisbären-Trikot schon trug, als der Klub noch SC Dynamo hieß, seine 16. Saison beendet. Er sagt: »Jede Meisterschaft hat ihren ganz eigenen Charakter. Gegen Düsseldorf waren wir wieder einen Tick besser.« Wie das kommt? »Wir setzen eben nur bedingt auf ausländische Spieler und holen liebe junge Deutsche an Bord«, sagt Felski und fügt hinzu: »Das sagt doch alles über uns aus.«
Spieler wie André Rankel (23) oder dessen Sturmkollege Busch (24) haben nun in ihrer jungen
Karriere schon vier Meistermedaillen umgehängt bekommen. Werden Meisterfeiern da nicht langsam zur Routine? »Daran kann man sich gar nicht gewöhnen«, sagt Busch, »und je öfter man es
genießen kann, umso besser«. Am Sonnabend wird es noch einen Autokorso von der Berliner Schaubühne hin zum Roten Rathaus geben, wo Bürgermeister Klaus Wowereit zum Empfang lädt.
Lange hatte es am Mittwochabend im Düsseldorfer ISS Dome vor 13 376 Zuschauern so ausgesehen, als würde die Finalserie erst in einem fünften Spiel entschieden. Bis zur 33. Minute lagen
die Gastgeber nach zwei Toren des Kanadiers Adam Courchaines mit 2:0 in Front, dann aber kippte die Partie zugunsten der Berliner. Zunächst verkürzte Tyson Mulock (33.) auf 1:2, der Ausgleich gelang Kapitän Walker (41.). Für den 4:2-Endstand sorgten Verteidiger Andy Roach (48.) und Stürmer Nathan Robinson (52.). Und die Eisbären-Erfolgsstory könnte weitergehen. Don Jackson, der Meistertrainer, kann auch in der nächsten Saison fast mit der kompletten Mannschaft des Jahres 2008/2009 weitermachen – plus gezielte Verstärkungen. Verzichten muss er bisher lediglich auf Nathan Robinson, der nach Mannheim zurückkehrt, und Mark Beaufait, der seine Karriere beendet. Co-Trainer Hartmut Nickel beschreibt das neue Ziel: »Spielerisch haben wir noch Luft nach oben.«


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