Heimlicher Abschied von einem Ziel

  • Jürgen Vogt
  • Lesedauer: 2 Min.

Erinnert sich noch jemand an die Millenniumsziele? In einem gemeinsamen Bericht haben sich der Internationale Währungsfonds und die Weltbank am Rande ihrer Frühjahrstagung am Wochenende vom Millenniumsziel, die extreme Armut weltweit bis 2015 zu halbieren, verabschiedet. Das Zusammenwirken von Finanzkrise, Ernährungskrise und Treibstoffverknappung machen die Verwirklichung dieses Zieles unmöglich, so die Begründung. Nicht nur das: Mindestens 55 Millionen Menschen würden dieses Jahr zusätzlich in die extreme Armut abrutschen.

Zudem rechnen die beiden Institutionen damit, dass die Milliardengrenze all der Menschen überschritten wird, die unter ständigem Hunger leiden. Kein Entwicklungsland wird von den Auswirkungen der Krisen verschont bleiben, so IWF und Weltbank.

Nach der Weltbankstatistik leben gegenwärtig 900 Millionen Menschen in Armut. Vor allem in den afrikanischen Entwicklungsländern werden die Zahlen wieder steigen. In absoluter Armut lebt, wer mit weniger als einem Dollar pro Tag auskommen muss, so die Definition der Vereinten Nationen. Im Jahr 2000 hatten sich alle Mitgliedstaaten der UNO mit großem Applaus darauf verständigt, die Zahl dieser Betroffenen bis eben 2015 zu halbieren.

Niemand muss innehalten, wenn IWF und Weltbank die Millenniumsziele der Vereinten Nationen zu Grabe tragen. Hatte wirklich jemand ernsthaft an deren Umsetzung geglaubt? Und doch erinnert es daran, dass solche Ziele einmal existierten; aber nie mit dem nötigen, auch finanziellen Rückhalt verfolgt wurden. Auch weil vor allem der Süden betroffen war und ist. Der Norden hat doch ganz andere Probleme. Deshalb, genug der Trauer. Die Millenniumsziele sind neu definiert und finanziert: Bankenpleiten halbieren und Abwrackprämien bis 2015.

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