• Frauen-Geschichte(n)

Maria von Paradis

  • Martin Stolzenau
  • Lesedauer: 2 Min.

In einer zeitgenössischen Musikkritik wurde sie gerühmt: »Ihr Anschlag hat nicht das geringste Schülerhafte, sondern verräth eigenen Meistercharakter; ihre Forderungen und Ansprüche im Spiel sind weder Gaukeley noch lärmende Geschwindigkeiten, sondern Geist- und Herzensnahrung. Dahero lobt man besonders an ihrer Spielart: Empfindung, Geschmack, Nuance, Deutlichkeit und Präzision.« Maria Theresia von Paradis (Abb.: Archiv) erlangte trotz früher Erblindung als Pianistin, Sängerin, Komponistin sowie Musikpädagogin internationale Bekanntheit. Zu den von ihr überlieferten Kompositionen gehören Bühnenwerke, Kantaten sowie Instrumentalstücke, die sich am Vorbild ihrer berühmten Lehrer und am damals gängigen Wiener Singspielton orientieren. Eine Pioniertat vollbrachte sie mit der Gründung eines Institutes für musikalische Erziehung und der Initiierung von Blindenschulen in Wien sowie Paris. Auch damit erwarb sie sich den Respekt anderer Musikgrößen ihrer Zeit. Kein Geringerer als Wolfgang Amadeus Mozart widmete ihr eine Klavierkomposition.

Am 15. Mai 1759 in Wien als Tochter eines Juristen geboren, offenbarte sie bereits als junges Mädchen eine besondere musikalische Begabung. Schon als Kind erblindet, setzte sie ehrgeizig mit Hilfe der Eltern sowie höfischer Förderer den Musikunterricht fort. Die lange vertretene Ansicht von einer besonderen Patenschaft der Kaiserin Maria Theresia für das blinde Mädchen wird von der modernen Musikwissenschaft bezweifelt. Nachgewiesen sind jedoch berühmte Lehrer für Klavier, Gesang und Musiktheorie, von Antonio Salieri bis zum Abbe Vogler. Ab 1783 unternahm sie ausgedehnte Konzertreisen quer durch Europa, begleitet von ihrer Mutter sowie dem Librettisten Johann Riedinger, der für sie eine spezielle Blinden-Notenschrift entwickelte. Und der Schriftsteller und Architekt Wolfgang von Kempelen, der vor allem als Erfinder des »Schachtürken« und einer »Sprechmaschine« für europaweites Aufsehen sorgte, baute ihr eine spezielle Blinden-Schreibmaschine.

1824 verstorben, fand Maria Theresia von Paradis auf dem Sankt Marxer Friedhof in Wien, wo auch das Grab Mozarts ist, ihre letzte Ruhe.

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