Arcandor hofft auf Staatshilfen

Mindestens 50 Filialen von Schließung bedroht

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Essen/Düsseldorf (dpa/ND). Arcandor-Chef Karl-Gerhard Eick sieht bei einer Fusion der Karstadt-Warenhäuser mit Kaufhof mindestens 40 bis 50 Filialen von der Schließung bedroht. Es könnten aber auch mehr sein, sagte Eick der »Süddeutschen Zeitung«. Der Arcandor-Chef lehnt eine Fusion zum jetzigen Zeitpunkt ab und will die Karstadt-Warenhaus AG mit Hilfe von Staatsbürgschaften erhalten. Nach der Zukunftssicherung wolle er eine Fusion nicht ausschließen. Allerdings seien Anwälte des Konzerns zu dem Schluss gekommen, es entstünde ein Warenhausmonopol, das von den Kartellbehörden abgelehnt werden würde. Außerdem würden mehr Standorte geschlossen und Mitarbeiter entlassen, als wenn die beiden Konzerne parallel als Konkurrenten weiterarbeiteten.

»Unser Ziel ist es, eine solide Finanzierung über fünf Jahre hinzubekommen«, so Eick. Dazu würden eine Staatsbürgschaft über 650 Millionen Euro und ein Kredit der Förderbank KfW von 200 Millionen Euro benötigt. Vermieter und Lieferanten müssten 250 Millionen Euro beitragen, Banken die Kreditlinien verlängern und die Eigentümer das Eigenkapital um 100 Millionen Euro aufstocken. »Wenn wir die Bürgschaft nicht erhalten, stünde Arcandor vor der Insolvenz«, sagte Eick. Hilfen seien aber für alle, auch den Steuerzahler, die billigste Lösung.

Unions-Fraktionschef Volker Kauder sprach sich gegen staatliche Hilfen für Arcandor aus. »Die Bundesregierung kann und wird nicht jedem Unternehmen Bürgschaften oder Kredite gewähren«, sagte Kauder (CDU) dem »Handelsblatt«. Staatsgeld könne nur bekommen, wer durch die Finanzkrise vorübergehend in Zahlungsschwierigkeiten geraten sei und ansonsten ein tragfähiges Geschäftsmodell habe.

Er könne bei Arcandor – ebenso wie im Fall Porsche – nicht erkennen, dass die Unternehmen allein durch die Finanzkrise in Schwierigkeiten steckten, so Kauder. »Beide Unternehmen können sich nach meiner Ansicht deshalb keine Hoffnung auf Staatshilfen machen.«

Arcandor braucht dringend Geld und muss bis Mitte Juni Gespräche mit seinen Gläubigerbanken um die Verlängerung von Krediten unter Dach und Fach bringen. Allein in diesem Jahr muss der Handels- und Touristikkonzern 960 Millionen Euro refinanzieren. Noch in dieser Woche will das Unternehmen über seine Banken beim Staat Hilfsanträge stellen.

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