Der Forscher wurde abgeholt

Mit dem neuen Fund dürfte Helmut Müller-Enbergs Frau Birthler gefallen

  • Karlen Vesper
  • Lesedauer: ca. 2.5 Min.

»Wie starb Benno Ohnesorg, Student in Westberlin, was wisst Ihr über ihn ...« – sang Hartmut König vom Ostberliner Oktoberklub. Und FDJ-Singegruppen und Schulchöre in der DDR sangen es vielfach nach. Wäre dieses Lied auch erklungen, überhaupt je gedichtet worden, wenn man damals dies gewusst hätte: Der Polizist Karl-Heinz Kurras, der am 2. Juni 1967 seine tödlichen Schüsse auf den Studenten der Politologie abgegeben hatte, stand auf der Gehaltsliste des Ministeriums für Sicherheit.

Der umtriebige Historiker Helmut Müller-Enbergs, der schon oft mit seiner Chefin Marianne Birthler wegen sachlicher Forschungsarbeiten zur Stasi (und wegen ND-Artikeln) in Clinch geraten ist, stieß auf Akten in der Stasiunterlagen-Behörde, die eine IM-Tätigkeit des Todesschützen suggerieren. Müller-Enbergs' gemeinsam mit Cornelia Jabs verfasster ausführlicher Bericht wird in dem am 28. Mai erscheinenden neuen Heft des »Deutschlandarchivs« zu lesen sein. Vorab hat die FAZ in ihrer Freitag-Ausgabe bereits Auszüge referiert. Demnach habe der 1950 in den Dienst der Westberliner Polizei getretene Kurras im April 1955 in die DDR übersiedeln und Angehöriger der Volkspolizei werden wollen. Mitarbeiter der Stasi hätten ihn »in einer gründlichen Aussprache« überredet, in der »Frontstadt« zu bleiben und für sie aufklärerisch tätig zu sein. So sei er Inoffizieller Mitarbeiter unter dem Decknamen »Otto Bohl« geworden. 1962 soll er sogar »in ehrlich...


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