Anspruchsvolle Hedonisten

Drei Tage Literatur und Musik beim LAN-Festival

  • Andreja Andrisevic
  • Lesedauer: 3 Min.

»Gute Literatur muss nicht anstrengend sein. Sie soll Spaß und Lust auf mehr machen«, bringt Elena Philipp vom Online-Literaturmagzin Goldmag.de das Prinzip des LAN-Festivals auf den Punkt. Die Mitorganisatorin des jungen Lesefestes, das über Pfingsten im HAU2 stattfindet, ist davon überzeugt, dass anspruchsvolle Lesungen keine Seminarsitzungen sein müssen.

Dementsprechend unterhaltsam und abwechslungsreich ist das Programm von LAN: Da tummelt sich zeitgeschichtliche Rechercheprosa aus der renommierten Feder Jenny Erpenbecks neben humorvollen Alltagsgeschichten des Lesebühnen-Performers Jochen Schmidt, formintelligente Lyrik von Jan Wagner neben Beatboxmonologen des Poetry-Slammers Dalibor Markovic, Textbildgeschichten von Thomas von Steinaecker treffen auf Singer-Songwriter wie Jens Friebe. Und die Romanautorin und ausgebildete Tänzerin Martina Hefter wird ihre feingliedrigen Texte gar mit Tanzeinlagen verbinden.

»Wir trennen nicht zwischen Ernst und Unterhaltung. Ein Zeichen von Pop ist ja, dass die Grenze dazwischen weg fällt«, erläutert Elena Philipp. Und Jan Böttcher vom Texttonlabel KOOK, das sich mit Goldmag.de zum Veranstalter des LAN-Festival zusammen getan hat, ergänzt: »Pop allerdings nicht im heutigen Sinn von Mainstream, sondern im ursprünglichen Sinne der 60er Jahre mit auflehnender Aufbruchshaltung und dem Willen, Grenzen zu überschreiten und Ungewohntes wie den Alltag oder Archivmaterial in die Literatur einzubringen.« So weit, so poppig. Der Anspruch, hochkarätige Literatur präsentieren zu wollen, soll dabei aber nicht verloren gehen. »Wir wollen einen Panoramablick über die unterschiedlichen literarischen und musikalischen Stimmen bieten und zeigen, was in der jungen Gegenwartsliteratur gerade alles drin ist«, so Philipp.

Drin ist: An drei Abenden von insgesamt achtzehn Autoren leicht verdauliche 15-Minuten-Happen, die gerade reichen dürften, den Appetit anzuregen. Die Altersspanne ist bei diesem Gourmet-Menu ähnlich vielfältig wie die Spanne der Genres und Darbietungsformen. Zwischen der gerade mal 17-jährigen hoch gelobten Helene Hegemann, die mit vierzehn ihr erstes Drehbuch schrieb, und dem arrivierten Autor der »Tiertage«, Henning Ahrens (Jahrgang '64), ist so einiges vertreten, was zum Teil auch bereits in den Medien gefeiert wurde.

Diese Leseoffensive wird angereichert durch sechs Konzerte von Bands und Singer-Songwritern, die Texte mit literarischem Anspruch zu bieten haben. Die Berliner Band »Tarwater« zum Beispiel wartet in elektronischem Musikgewand mit Songs zu Texten auf, die in Poetryworkshops entstanden sind. »Sterne«-Chef Frank Spilker lässt mit seiner Band intelligente Texte zwischen Politik und Privatem hören. »Die Musik soll nicht der Pausenfüller der Veranstaltung sein, sondern Bestandteil der Literatur«, betont Jan Böttcher.

Die Betreiber des LAN-Festivals sind bekennende Netzwerker. Nicht umsonst trägt das Literaturevent den Titel LAN, der einerseits »Computerverschaltung zwecks Datentransfer« (z. B. W-LAN) bedeuten kann, andererseits »Freund«. Beidem wohnt Austausch und Gemeinschaft inne. Dem LAN-Debüt vor zwei Jahren nach zu urteilen, wird das auch gebührend ausgelebt. Man darf also auch dieses Mal eine heimelige Atmosphäre der sozialen Vernetzung erwarten.

29. bis 31. Mai, Hebbel am Ufer, HAU 2, Hallesches Ufer 32, www.lan-festival.de

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