Die Anmutige

Meira Kumar / Indiens erste Parlamentschefin

  • Hilmar König, Delhi
  • Lesedauer: 2 Min.

Politiker und Medien sprechen von einem Geschichte machenden Ereignis: Erstmals sitzt eine Frau der Lok Sabha, dem Unterhaus des indischen Parlaments, vor. Obendrein eine aus der sozialen Schicht der benachteiligten Dalits (Unberührbare). Die 64-jährige Meira Kumar wurde am Mittwoch einstimmig zur Präsidentin der Lok Sabha gekürt. Regierungschef Manmohan Singh pries sie als »Verkörperung von Charme, Anmut und Taktgefühl«. Er kennt Frau Kumar aus Jahrzehnten gemeinsamen Wirkens in der Kongresspartei, als Abgeordnete, als Diplomatin und als engagierte Ministerin fÜr soziale Gerechtigkeit.

Meira Kumar stammt aus einem berühmten Elternhaus. Vater Jagivan Ram war Freiheitskämpfer, Sozialreformer, Minister und stellvertretender Premier. Auch Mutter Indirani Devi hatte sich am Unabhängigkeitskampf Indiens beteiligt. Von beiden übernahm sie die Vision einer »kastenlosen, demokratischen Gesellschaft mit gleichen Rechten für alle Bürger«. Dafür setzte sie sich bislang auch in all ihren Ämtern zielstrebig ein.

In ihrer kurzen Antrittsrede am Mittwoch äußerte sie die Überzeugung, dass ihre Wahl »nicht einfach eine symbolische Geste war, sondern eine wirkliche Absicht anzeigt, Frauen stärker zu machen«. Sie verwies darauf, dass Indien vor zwei Jahren auch erstmals ein weibliches Staatsoberhaupt wählte, und bezeichnete sich als »leidenschaftliche Befürworterin der Ermächtigung von Frauen«.

Man erwartet von Frau Kumar, die mit einem Richter des Höchsten Gerichts verheiratet ist und drei Kinder hat, dass sie sich mit Nachdruck für die überfällige Verabschiedung des vorliegenden Gesetzentwurfs einsetzt, der dem Parlament eine Frauenquote von 33 Prozent vorschreibt. Momentan weist die Volksvertretung 59 weibliche Abgeordnete auf, so viel wie nie seit Erringung der Unabhängigkeit im Jahre 1947.

Zur Verantwortung im neuen Amt sagte Meira Kumar, die Bürger hätten bei den Wahlen im Frühjahr für konstruktive Politik gestimmt. Obwohl Widerspruch zur Demokratie gehöre, hoffe sie, dass alle Abgeordneten die Verfassung als Richtlinie ihres Handelns respektieren. Sie jedenfalls gelobte, »völlig unparteiisch« zu agieren.

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