Amnesty verlangt Machtwort an Colombo

UNO soll sich mit Not der Flüchtlinge befassen

  • Lesedauer: 2 Min.
Wegen der Not der tamilischen Flüchtlinge in Sri Lanka drängt Amnesty International den Weltsicherheitsrat, endlich ein Machtwort mit der Regierung in Colombo zu sprechen.

New York/Colombo (dpa/ND). Die Hilfsorganisation Amnesty International verlangt von der den Vereinten Nationen, allen humanitären Organisationen freien Zugang zu den Lagern gewähren, in denen knapp 300 000 tamilische Flüchtlinge ohne ausreichende Versorgung eingepfercht seien. Dies sagte die Leiterin von Amnesty International am UN-Hauptsitz, Yvonne Terlingen, am Donnerstagabend in New York. Weiterhin solle Colombo UN-Beobachter ins Land lassen, um Menschenrechtsverstößen so weit wie möglich vorzubeugen.

Der Appell von Amnesty erfolgte wenige Stunden vor einem Treffen zwischen dem Sicherheitsrat und UN-Generalsekretär Ban Ki Moon. Ban wollte das höchste UN-Gremium am Freitag hinter verschlossenen Türen über seine Eindrücke von der Lage in Sri Lanka unterrichten. Die Regierung in Colombo hatte am 18. Mai den Sieg über die Rebellen der Befreiungstiger von Tamil Eelam (LTTE) im Norden des Landes erklärt. Fünf Tage später besuchte Ban zwei Lager mit tamilischen Zivilisten und bewegte Sri Lankas Präsident Mahinda Rajapakse dazu, sich offiziell zur Einhaltung der Menschenrechte zu verpflichten.

In den letzten Wochen des 26-jährigen Bürgerkrieges waren in Sri Lanka nach britischen Medienangaben weit mehr als 20 000 tamilische Zivilisten getötet worden. Die meisten Menschen seien durch Beschuss von Regierungstruppen umgekommen, hieß es. Amnesty ist besorgt über Berichte, nach denen die Menschen in den Lagern nicht einmal das Notwendigste zum Überleben hätten und unter der vorsätzlichen Trennung von ihren Familien litten. Ebenso fürchtet die Organisation um das Schicksal von geschätzt 9000 ehemaligen LTTE-Kämpfern, die sich in der Hand von Regierungstruppen befinden sollen.

Der Bürgerkrieg hat nach Angaben von Rajapakse 24 000 Angehörige der Sicherheitskräfte das Leben gekostet. Rajapakse sagte bei der Siegesparade am Mittwoch in Colombo, weitere 5000 Soldaten und Polizisten seien bei Anschlägen und Gefechten mit der LTTE verletzt worden. Alleine seit August 2006 – als die Kämpfe nach einer Phase relativer Ruhe wieder aufflammten – mehr als 6200 Angehörige der Sicherheitskräfte. Angaben der Armee zufolge wurden in dieser Zeit 22 000 LTTE-Kämpfer getötet. Angaben zur Anzahl der zivilen Opfer hat die Regierung bis heute nicht gemacht.

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