Kettensägenspektakel im Forst

Wettkampfwochenende in der Wuhlheide: 9. Deutsche Waldarbeitermeisterschaft wird fortgesetzt

  • Steffi Bey
  • Lesedauer: 3 Min.
Königsdisziplin: das Baumfällen
Königsdisziplin: das Baumfällen

Es ist ein lautes Kräftemessen mitten im Müggelheimer Forst. Kettensägen kreischen durch das Waldstück nahe dem Seddinsee und immer wieder fallen Kiefern. 125 Bäume sind es insgesamt, die bei der 9. Deutschen Waldarbeitermeisterschaft umkippen. Genauso viele Teilnehmer hat dieses Mal das alle zwei Jahre stattfindende Spektakel. Erstmals richtet Berlin den Wettbewerb aus, bei dem sich Waldarbeiter aus ganz Deutschland gegenüberstehen und zum Abschluss der Meister gekürt wird. »Es ist der offizielle Auftakt zu den Feierlichkeiten zum 100-jährigen Jubiläum der Berliner Forsten sagt Andreas Scheller, Chef vom Müggelheimer Forstamt.

Gemeinsam mit seinem Waldarbeiter-Team hat er in den vergangenen Monaten den Wettkampf vorbereitet: Bäume mit einem Umfang zwischen 33 und 38 Zentimetern ausgesucht, mit gelben und roten Linien markiert und den »ganzen organisatorischen Kram in die Wege geleitet«. Rund 60 Helfer sind nun im Einsatz. Einige davon stehen an den Wegekreuzungen und leiten die angereisten Teilnehmer zu den verschiedenen Arenen. Ein kleiner Shuttlebus bringt immer wieder Zuschauer in das Köpenicker Waldstück, in dem es pausenlos kreischt und dumpf knallt. Abgesägte Holzscheiben und Späne fliegen durch die Luft.

»Am ersten Tag können bei der Fällung, die als Königsdisziplin gilt, die meisten Punkte geholt werden«, erklärt Scheller. Das wären 660 insgesamt, aber dabei müsste der umkippende Baum ganz genau auf den Ziel-Pfahl fallen. »Das ist sehr schwierig«, sagt Doreen Bossow. Die Forstwirtschaftsmeisterin ist eine von zwei teilnehmenden Frauen und mit ihren 31 Jahren schon wettkampferprobt. 646 Punkte geben ihr die Schiedsrichter am Freitag für ihren guten Fäll-Akt: Weil sie die drei Schnitte präzise gesetzt hat und die Kiefer nach 2 Minuten und 50 Sekunden nur 14 Zentimeter vom rot-weißen Zielpunkt aufschlug. »Ich bin zufrieden, der Baum war gut«, sagt die Köpenickerin. Wie die meisten Waldarbeiter nimmt sie aus Spaß am Wettbewerb teil. »Außerdem reizt mich das Kräftemessen«, erklärt sie. Geübt habe sie nicht extra.

Andreas Schwientek aus Leipzig schon. Doch viel genutzt hat es ihm offensichtlich nicht. Zu hoch setzte er einen Schnitt an und bekam deshalb Punkteabzug. Fünf verschiedenen Disziplinen – dazu gehören der Kettenwechsel, die Entastung und der Präzisionsschnitt – müssen während der dreitägigen Meisterschaft absolviert werden. Wer Tempo und Präzision am besten vereinen kann und dann noch ein bisschen Glück hat, wird Sieger. Bis in den frühen Nachmittag reicht der erste Waldarbeiter-Wettkampftag.

An diesem Wochenende gehen die Wettbewerbe im Freizeit- und Erholungszentrum (FEZ) Wuhlheide von 10 bis 17 Uhr weiter. Dort findet auch das Berliner Holzspektakel statt, mit Infos rund um das Holz sowie eine Rallye der Berliner Waldschulen. Jagdhornbläser sorgen für musikalische Unterhaltung und es gibt kulinarische Angebote.

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