»Wir träumen von der WM«

ND-Interview mit Bernd Stange, Trainer der Auswahl von Belarus

  • Lesedauer: 2 Min.
Die Fußball-Nationalmannschaft von Belarus mischt nach dem 5:1-Sieg über Andorra in der Europagruppe 6 um die WM-Qualifikation noch kräftig mit. Darüber freut sich natürlich Nationaltrainer Bernd Stange (ND-Foto: B. Lange), der letzten Sonnabend als Trainer sein 100. Länderspiel absolvierte. Die Bilanz: 41 Siege, 38 Unentschieden und 21 Niederlagen. ND hatte Gelegenheit zum Gespräch mit dem 61-jährigen Jenenser.

ND: Wie stolz sind Sie auf diese Jubiläumszahl?
In den für einen Trainer aus der ehemaligen DDR schweren Zeiten kann ich auf das Erreichte schon ein bisschen Stolz sein. 100 Länderspiele erreicht ein Nationaltrainer nicht so schnell.

Sie haben mit Belarus zuletzt in Grotnow 5:1 gegen Andorra gewonnen. Wie fanden Sie den Rahmen für Ihr Jubiläum?
Ich hätte mein 100. natürlich lieber im Wembley gefeiert, wo wir im Oktober unser letztes Gruppenspiel bestreiten. Das Stadion in Grotnow war ausverkauft. Es war für mich ein schönes Jubiläum, denn mit dem Sieg haben wir die Tür zur WM 2010 offen gehalten.

Wie schätzen Sie Ihre Mannschaft ein?
Die Spieler und ich träumen von der WM in Südafrika. Wir haben jetzt nur noch zwei Auswärtsspiele gegen Kroatien und England. Die Chance auf einen zweiten Gruppenplatz stehen nicht schlecht. Mit Alexander Hleb vom FC Barcelona steht ein Weltklassespieler im Team, der Rest sind junge, ehrgeizige Spieler meist aus der russischen Premium League.

In welcher Sprache verständigen Sie sich mit den ihnen?
Auf Russisch. In meiner Zeit als Trainer bei Dnepr Dnjepropetrowsk habe ich ganz gut Russisch gelernt. Mit meinem Assistenztrainer Harald Irmscher spreche ich natürlich thüringisch. Manchen älteren Fußballfreunden wird Irmscher noch als Mittelfeldspieler der DDR-Auswahl bei der WM 1974 in Erinnerung sein.

Trainer Jörg Berger hat unlängst geäußert, Sie seien ein Trainer für Diktaturen. Was sagen Sie dazu?
Ich lächle darüber. In Australien, Zypern, Irak oder in der Ukraine wird man sich über diese Sicht bestimmt sehr wundern. Für mein Engagement in Irak habe ich von der FIFA die höchste Auszeichnung von FIFA-Präsident Blatter bekommen, den »President Award«. Mehr will ich dazu gar nicht sagen.

Wie lange läuft Ihr Vertrag in Belarus noch?
Nach der WM-Qualifikation Ende Oktober läuft er aus. Sollten wir uns für die Endrunde qualifizieren, würde ich gern weiter machen. Wenn nicht, fahre ich zurück nach Jena. Mit 61 Jahren fühle ich mich aber noch fit. Ich denke, dass ich noch nicht Rosen züchten muss. Ein paar Angebote werden schon noch kommen.

Gespräch: Manfred Hönel

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