Zukunft ohne Ichling?

  • Hans-Dieter Schütt
  • Lesedauer: 1 Min.

Das Chaos reibt sich die Hände. Es tankt Selbstbewusstsein aus allem, was in die Welt gesetzt wird – ob Wahlprognosen oder Parteiprogramme. Besonders hungrig ist das Chaos auf Zukunftsstudien – reine Boten des Irrtums. So behauptet die Hamburger Stiftung für Zukunftsfragen, die Krise sorge für eine Wiederentdeckung der kleinen menschlichen Kreise. Wirklich grausam, diese Krise, bringt uns Verwandte und Nachbarn wieder näher. Zukunft, hau bloß ab – und nimm diese Studie mit!

Das Papier spricht vom Ende eines bestimmten Naturwesens. Wir kennen ja Frischlinge, Mischlinge, Quislinge, Engerlinge, Feiglinge, Rohlinge, mit einem ist jetzt angeblich Schluss: dem »Ichling«. Denn: Die Krise bedeute das Ende des Egoismus, den Beginn der Solidarität. Die Katastrophe als Lehrmeister; der Niedergang im Härtekampf als hohe Schule der Freundlichkeit? Dank, ihr globalen Gierschlünde! Aber Kapitalismus produziert nicht gute Menschen, sondern höchstens neuen Sozialismus. Darüber, ob das die wahre Alternative ist, tobt noch der Streit – so bleibt das einzige System, das vorerst Vertrauen einflößt, das Sonnensystem. Irgendwann wird enthüllt sein: auch nur ein Unrechtssystem.

Die Zukunft wartet, irgendwo vorn. Die Menschen rufen lauter als früher: »Wir kommen!« Sorgenvoll leise der Zusatz: »Wie immer zu kurz.«

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