1,02 Milliarden Menschen hungern

Welternährungsorganisation FAO verkündete neuen traurigen Rekord

  • Lesedauer: 2 Min.
Die Zahl der Hungernden in der Welt überschreitet in diesem Jahr als Folge der Weltwirtschaftskrise eine traurige historische Schwelle: Erstmals leiden über eine Milliarde Menschen unter Hunger und Unterernährung, also jeder sechste und insgesamt 100 Millionen Menschen mehr als 2008. Die alarmierenden Zahlen legte die UN-Organisation für Ernährung und Landwirtschaft am Freitag in Rom vor.

Rom/Bonn (dpa/ND). »Diese lautlose Hungerkrise gefährdet erheblich den Weltfrieden und die Sicherheit«, warnte Jacques Diouf, Generaldirektor der UN-Organisation für Ernährung und Landwirtschaft (FAO): »Wir brauchen dringend einen breiten Konsens darüber, dass der Hunger in der Welt völlig und rasch ausgerottet wird.« Die notwendigen Programme dafür müssten endlich auf den Weg kommen.

Das 21. Jahrhundert drohe zum Hungerjahrhundert zu werden, warnte Barbara Dieckmann, Präsidentin der Welthungerhilfe, angesichts der neuen FAO-Zahlen. Zwei von drei Hungernden lebten auf dem Land, also müsse die Hilfe dort ansetzen.

Dieckmann verlangte für die Bekämpfung von Hunger und Armut »nur ein Prozent der von den Industrieländern aufgelegten Konjunkturprogramme«, zusätzlich zur Entwicklungshilfe. »Die jüngste Hungerkrise ist nicht die Folge ertragsarmer Ernten in der Welt, sondern wird von der Wirtschaftskrise hervorgerufen, die zu niedrigeren Einkommen und erhöhter Arbeitslosigkeit führt«, hält die FAO fest. Die Armen hätten damit noch geringere Aussicht auf Nahrung. Diouf spricht davon, dass sich die Weltwirtschaftskrise und die in vielen Ländern hartnäckig hohen Nahrungsmittelpreise zu einer »gefährlichen Mixtur« vermengten.

Mehr Investitionen in die Landwirtschaft verlangte Kanayo F. Nwanze, Präsident des internationalen Agrar-Entwicklungsfonds IFAD: »Viele Arme und Hungernde sind Kleinbauern in Entwicklungsländern, sie brauchen Zugang nicht nur zu Saatgut und Dünger, sondern auch zu maßgeschneiderten Technologien, Infrastruktur, Finanzierung und Märkten.« Gerade in Zeiten globaler Krisen sei es für die meisten Entwicklungsländer das tragfähigste Sicherheitsnetz, in die Zukunft der Kleinbauern zu investieren, um die Ernährung sichern zu können.

Die meisten unterernährten und hungernden Menschen leben in Entwicklungsländern, die Mehrheit von ihnen (642 Millionen) in Asien und in der Pazifik-Region.

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