Trauermarsch abgesagt

Irans Opposition in der Defensive

  • Lesedauer: 2 Min.
Zwei Wochen nach der Präsidentschaftswahl in Iran gerät die Protestbewegung zunehmend in die Defensive. Das Innenministerium verbot alle Kundgebungen.

Teheran (AFP/ND). Der Iranische Oppositionsführer Mir Hussein Mussawi hat am Donnerstag erklart, er werde von der Führung unter Druck gesetzt, seinen Widerstand gegen das Wahlergebnis aufzugeben. Der ebenfalls bei der Wahl unterlegene Kandidat Mehdi Karubi hat seinerseits einen Trauermarsch zum Gedenken an die Toten bei den Protesten vorerst abgesagt.

Mussawi erklärte auf seiner Website: »Der jüngst ausgeübte Druck zielt darauf ab, dass ich meine Forderung nach Annullierung der Wahl aufgebe.« Er beklagte, dass die Führung des Landes seinen Zugang zur Bevölkerung behindere. Die Webseiten hätten Probleme, seine Zeitung sei verboten, und Mitarbeiter seien festgenommen worden. Er werde jedoch nicht aufgeben, bekräftigte Mussawi und rief zur Fortsetzung der Proteste auf. Erst am Mittwoch hatte der dritte unterlegene Präsidentschaftskandidat Mohsen Resai seine Beschwerde gegen die Wahlergebnisse zurückgezogen.

Die Partei Karubis erklärte, es sei trotz aller Bemühungen nicht gelungen, in Teheran einen Ort für den geplanten Trauermarsch im Gedenken an die Opfer der Niederschlagung der Proteste zu finden. Schuld daran seien die »politischen Führer« des Landes.

Das Innenministerium hatte zuvor alle Protestkundgebungen verboten. Während in der vergangenen Woche beinahe täglich Zehntausende Menschen in Teheran auf die Straße gingen, wurden seit den blutigen Zusammenstößen vom Wochenende mögliche Demonstrationen im Keim erstickt. Seit dem Beginn der Proteste kamen nach offiziellen Angaben mindestens 17 Menschen ums Leben.

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