Selbst das Küken zeigt Zähne

Kanu-EM: Zum Auftakt erreichen zwölf deutsche Boote die Finalrennen

Die Rennkanuten sind naturgemäß Wasser gewöhnt, von unten natürlich – aber so einen Dauerregen wie am Vormittag des ersten Wettkampftages der EM auf dem Brandenburger Beetzsee ist nicht so ihre Sache. Als Fanny Fischer zusammen mit ihrer Vereinskameradin Franziska Weber vom KC Potsdam am Nachmittag auf die 500-m-Vorlaufstrecke ging, hatte sich der Regen endlich verzogen. Doch strahlende Gesichter boten die beiden Potsdamerinnen nicht unbedingt, weil sie im Vorlauf des olympischen Kajakzweiers nur Zweite geworden waren. Trotzdem gelang so die Qualifikation für das Finale am Sonntag.

Die Olympiasiegerin Fanny Fischer meinte, dass sie »nach Verletzung und Krankenhaus« noch nicht genau wisse, wo sie stehe. Die 22-Jährige sitzt daher auch nicht wie gewohnt im medaillenträchtigen Kajakvierer, sondern konzentriert sich auf den Zweier und auf die bei dieser EM neu eingeführte 4 x 200-m-Staffel im Kajakeiner, wo es heute um die Medaillen geht. »Im Vorlauf fehlte uns heute die Lockerheit, um zu gewinnen. Der Sieg war eigentlich unser Ziel«, sagte die Schlagfrau Fanny Fischer, gab sich aber mit Blick auf das Finale kämpferisch: »Wir wollen zuhause auf dem Beetzsee eine Medaille.«

Ihre neue Partnerin im Zweier, Franziska Weber, war bereits am Vormittag bei Regen, Wind und Kälte im Kajakeiner als Vorlaufzweite über 1000 m ins Finale am Sonnabend gepaddelt. »Zwei Vorläufe so dicht hintereinander merkt man schon. Da heißt es: Zähne zusammenbeißen und dann los. Wichtig ist, dass wir im Finale stehen«, so die 20-Jährige.

Das »Küken« in der deutschen Kanuflotte zeigte sich aber sichtlich beeindruckt: »In der Nationalmannschaft weht der Wind schon ein bisschen anders. Es ist eine ganz schöne Umstellung von den Juniorinnen und den U 23 nun in der Leistungsklasse zu paddeln.« Fanny Fischer, die nach Olympia- und WM-Gold mit dem Vierer in den vergangenen beiden Jahren bereits zu den gestandenen deutschen Paddelassen gehört, lobte: »Franzi macht ordentlich Power von hinten.«

Insgesamt erwischten die deutschen Rennkanuten einen guten EM-Auftakt. In den Vorläufen über 500 m und 1000 m kamen sechs Boote bei den Männern und alle fünf bei den Frauen auf Anhieb in die Finals. Als zwölfter Finalist steht der Männer-Canadiervierer fest, der wegen zu geringer Beteiligung gar nicht erst aufs Wasser musste. Drei deutsche Bootsbesatzungen müssen über einen Umweg – sprich Halbfinale – ihre Chance suchen. Das traf auch für den neu formierten Canadierzweier um Olympiasieger Tomasz Wylenzek (Essen) und den eingewechselten Magdeburger Erik Leue zu, die auf der 1000-m-Strecke als Vierte mit über zwei Sekunden Rückstand hinterherfuhren.

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