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G8 wollen weniger einheizen

Gipfel in L'Aquila einig über Mindestanstrengungen zum Klimaschutz / USA erstmals dabei

  • Lesedauer: 3 Min.

Europäische Union und USA steckten beim Klimaschutz zusammen mit ihren Partnern der G8-Gruppe einen groben Rahmen ab, um weltweit die gefährlichen Treibhausgase zu vermindern.

L'Aquila (Agenturen/ND). Im Entwurf der Abschlusserklärung des G8-Gipfels im italienischen L'Aquila stimmten die USA erstmals zu, die Erderwärmung im Vergleich zum Beginn des Industriezeitalters auf zwei Grad Celsius zu begrenzen. In dem Papier heißt es: »Wir erkennen die verbreitete wissenschaftliche Meinung an, dass der Anstieg der Durchschnittstemperaturen über das vorindustrielle Niveau zwei Grad Celsius nicht überschreiten sollte.«

Wie Diplomaten berichteten, konnte die EU bei den Erklärungs-Formulierungen wichtige Forderungen durchsetzen. Die Europäer nehmen für sich in Anspruch, bei konkreten Schritten für den Klimaschutz weltweit an der Spitze zu liegen. Die G8 wollen laut Erklärungsentwurf den Ausstoß gefährlicher Treibhausgase für alle Staaten der Erde um die Hälfte verringern. Für die Industriestaaten hätte das zur Folge, dass diese ihren Ausstoß der Treibhausgase bis 2050 um 80 Prozent oder mehr verringern müssten. Basisjahr ist 1990 oder später.

Zwar zögerten Schwellenländer wie China und Indien noch, bewegen sich aber langsam in eine ähnliche Richtung, wie Diplomaten am Mittwoch in L'Aquila sagten.

Alle Staats- und Regierungschefs nähmen mittlerweile die bedrohliche Situation zumindest ernst, hieß es. Sie würden sich dazu bekennen, den Ausstoß von Treibhausgasen zu begrenzen. Bis zum angestrebten Abschluss eines neuen Weltklimaabkommens im Dezember in Kopenhagen bleibt nach Einschätzung aus der deutschen Delegation aber noch viel Arbeit. Die Beschlüsse, die dann erheblich konkretisiert werden müssten, seien jedoch ein wichtiger Zwischenschritt.  Nach Konferenzbeginn zeichnete sich immer deutlicher ab, dass die G8-Staaten – USA, Kanada, Deutschland, Großbritannien, Frankreich, Italien, Japan und Russland – ihre bisherigen Klimaerklärungen deutlich verschärfen werden.

Am heutigen Donnerstag werden zu dem G8-Treffen noch die Staaten hinzukommen, die neben den G8-Nationen vorrangig für die Emissionen verantwortlich sind. Dazu gehören etwa China, Indien, Südkorea und Brasilien sowie Australien. 

Dieser Staatenkreis akzeptiert nach den Vorgesprächen nun ebenfalls erstmals das Zwei-Grad-Ziel. Sie sollen auch bereit sein, die Emissionen gegenüber dem heute anzunehmenden Verlauf beachtlich zu reduzieren. Mit Zahlen werde nach derzeitigem Stand in dem Dokument vorsichtig agiert. Es werde aber anerkannt, dass es spätestens in Kopenhagen ein globales Ziel geben müsse, hieß es.

Auch die Globalisierungskritiker und Umweltaktivisten machten zum G8-Gipfel auf sich aufmerksam. Etwa 100 Umweltschützer von Greenpeace besetzten am Mittwoch Kräne, Türme und Förderbänder in vier Kohlekraftwerken in Italien. Sie fordern auch, ein Signal für eine verstärkte Hilfe für Afrika zu geben, das besonders unter der Wirtschaftskrise leidet. Die Aktion sei ein Appell an die Teilnehmer, dringend aktiv zu werden für den Klimaschutz, sagte Greenpeace-Klimaexperte Tobias Münchmeyer in Rom. »Diese vier Kohlekraftwerke sind die vier großen Klimakiller Italiens, weil das die vier großen CO2-Emittenten sind«, erklärte Münchmeyer. Greenpeace rufe die Regierungschefs der G8-Staaten auf, dringend zu handeln. »Merkel, Obama und Co. müssen CO2-Reduktionen von 40 Prozent bis 2020 beschließen und Finanzmittel im Umfang von über 100 Milliarden Dollar pro Jahr für Klimaschutz in den Entwicklungsländern zur Verfügung stellen.« Ziel der Aktivisten aus aller Welt waren die Kohlekraftwerke in der süditalienischen Stadt Brindisi, in Marghera bei Venedig, Vado Ligure im Nordwesten und Porto Tolle im Nordosten.

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