Herr Xu und der Groll der Minderheit

Die Eskalation in Xinjiang war voraussehbar, auch wenn das nicht jeder wahrhaben will

  • Anna Guhl, Peking
  • Lesedauer: ca. 4.0 Min.

Trotz des offiziellen Verbots waren in Ürümqi, der Hauptstadt des chinesischen Autonomen Gebiet Xinjiang-Uigur, am Freitag mehrere Moscheen geöffnet. Diese sollten aus Sicherheitsgründen ursprünglich geschlossen bleiben. Seit einer Woche war es wiederholt zu Zusammenstößen zwischen der muslimischen Minderheit der Uiguren und Chinesen gekommen.

Ich mache mir Sorgen, denn meine SMS an chinesische Freunde im fernen Ürümqi sind nicht angekommen. Ich denke an unbeschwerte Ferientage in Ürümqi und Umgebung vor zwei Jahren zurück. Xu, unser Reiseleiter, ein junger, selbstbewusster Chinese, hatte uns auf dem Flughafen in Ürümqi empfangen. Stolz hat er uns durch das moderne Ürümqi und die alten Stätten entlang der traditionellen Seidenstraße in der näheren Umgebung geführt. Für Xu gehört die Region seit der Han Dynastie zum rechtmäßigen chinesischen Territorium. Seine Eltern lebten zwar ursprünglich in der zentralchinesischen Provinz Hunan. Während der »Kulturrevolution« in den 60er Jahren wurden sie nach Xinjiang »umgesiedelt«. Xu ist in Ürümqi geboren und aufgewachsen. Er kann sich keine andere Heimat als Ürümqi mehr vorstellen.

Für Xu hat es in Xinjiang immer Han-Chinesen gegeben, und das Verhältnis zu den vielen anderen Nationalitäten in der Region ist aus seiner Sicht entspannt, ...


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