Vorsicht Falle!

Harald Christ / Der Berliner Firmeninvestor ficht im SPD-Wahlkampfteam für den Mittelstand

  • Gabriele Oertel
  • Lesedauer: 2 Min.

Auch wenn SPD-Kanzlerkandidat Frank-Walter Steinmeier für sein Kompetenzteam von den anderen Parteien wenig Lob erhält – zumindest, Harald Christ, wird als Lichtgestalt gefeiert. Die einen verweisen auf den steilen Aufstieg des 37-Jährigen vom Arbeiterkind zum Multimillionär. Anderen ist die Offenheit des Firmeninvestors im Umgang mit seiner Homosexualität eine Erwähnung wert.

Fest steht, der Sohn eines Opel-Arbeiters, der bereits als 16-Jähriger SPD-Mitglied wurde, hat seit seiner Ausbildung zum Industriekaufmann und der Zusatzqualifikation im Bank- und Versicherungswesen in diversen namhaften Firmen zahlreiche Erfahrungen gesammelt. Nach seiner Zeit beim Finanzdienstleister BHW, bei der Deutschen Bank, der Kapitalanlagegesellschaft HCI, der WestLB und der Weberbank bastelte der zwischenzeitlich als Berliner Finanzsenator gehandelte Mann an der eigenen Firma Christ Capital, mit der er kriselnde Mittelstandsfirmen berät – also derzeit eigentlich genug zu tun und auch viel zu verdienen haben müsste.

Christ machte bereits vor zwei Jahren von sich reden, als er in einem gemeinsam mit seinem jetzigen Teamchef Steinmeier herausgegebenen Buch mit dem der SPD viel verheißenden Titel »Auf der Höhe der Zeit« eine Lanze für Gerhard Schröders Agenda-Politik brach und den vermeintlichen Versorgungsstaat kritisierte, an dem die Sozialdemokraten nicht festhalten dürften. Das hat ihm garantiert in der SPD-Zentrale mancherlei Schulterklopfen eingebracht. Und dennoch Parallelen zu einem seiner Vorgänger gezeigt, bei dem es nur für einen Kurzaufenthalt in der Politik reichte. Der Vorzeige-Unternehmer Jost Stollmann, der von Schröder 1998 in seinem Schattenkabinett als künftigen Wirtschaftsminister vorgesehen war, hatte mit Ähnlichem – Schluss mit der »Vollkaskomentalität« – zunächst die Aufmerksamkeit des sozialdemokratischen Spitzenpersonals erobert, aber bei der SPD-Basis Schiffbruch erlitten. Statt ins Wirtschaftsministerium war er nach der Wahl um die Welt gesegelt, um endgültig in Sydney vor Anker zu gehen. Doch vermutlich muss Christ vor dieser Perspektive keine Angst haben. Viele von der damals schäumenden Basis sind inzwischen nicht mehr SPD-Mitglied.

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