Freiheit für Maxi und Schnute

Streit um die Bärenbehausung im Köllnischen Park: Leben die Tiere artgerecht oder müssen sie umziehen?

  • Andreas Heinz
  • Lesedauer: 3 Min.
Lebenslanges Wohnrecht: Schnute und Maxi im Zwinger.
Lebenslanges Wohnrecht: Schnute und Maxi im Zwinger.

Um die Bären-Bleibe im Zwinger gibt's tierischen Streit. Während sich die Mitglieder des Vereins Berliner Bärenfreunde für einen weiteren Aufenthalt der beiden Tiere auf den rund 500 Quadratmetern im Köllnischen Park einsetzen, fordert der Landestierschutzbeauftragte Klaus Lüdcke: Freiheit für Maxi und Schnute.

Nach Ansicht des ehemaligen Präsidenten der Berliner Tierärztekammer ist das Areal im Bezirk Mitte für die beiden Petze aus der Familie Ursus arctos viel zu klein. »Die beiden benötigen mindestens tausend Quadratmeter«, stellte Lüdcke gestern bei der Vorstellung seines Tätigkeitsberichtes fest. Zwar bewege man sich bei der Haltung der Braunbären noch auf dem Boden des Gesetzes, aber die Größe des 1939 erbauten Bärenzwingers ist seiner Überzeugung nach grenzwertig.

»Über dem Zwinger wie auch über vielen Zoologischen Gärten schwebt ein Damoklesschwert«, sagte Berlins oberster Tierschützer. Nach der Bundestagswahl komme ein neues Säugetiergutachten, in dem dann ganz offiziell für zwei Bären mindestens das Doppelte des heutigen Areals gefordert werde. Zudem bevorzugten Bären natürliches Gelände, in dem sie nach Lust und Laune herumstromern könnten: »Ein Bär kann pro Tag locker 20 Kilometer marschieren. Und hier stoßen sie ständig an eine Mauer.« Natürlich wisse er auch, dass die Berliner ihre Stadtbären ins Herz geschlossen haben. Deshalb wünscht sich Lüdcke ein zweites Bärenfenster wie im Tierpark. In das jetzige können die 28-jährige Schnute und ihre fünf Jahre jüngere Tochter Maxi nämlich nicht einziehen, weil dort schon Schwarzbären zu Hause sind. Und die beiden Familien sind sich nun mal nicht grün. Bären seien außerdem von Haus aus Einzelgänger, erklärte Lüdcke So falle auch ein Umzug in den Zoo weg, wo schon Artgenossen von Maxi und Schnute ihr Domizil aufgeschlagen haben. »Am besten wäre es, wenn die zwei in einen der Bärenparks umgesiedelt würden, wo sie natürliches Gelände vorfinden.«

Vorschläge hat Lüdcke auch schon parat: zum Beispiel der Wildpark Johannismühle bei Baruth oder der Bärenwald Müritz. Hier könnten die Tiere auch einer ihrer Lieblingsbeschäftigungen frönen – sich einbuddeln.

Die Sorgen von Tierschützer Lüdcke wollen die Bärenfreunde so nicht gelten lassen. Vereinschefin Christa Junge hielt dagegen: »Buddeln können Schnute und Maxi auch in Berlin. Der Zwingerboden ist mit einem Gemisch aus Rindenmulch und Sand bedeckt.« Da könnten Mutter und Tochter Bär nach Herzenslust graben. Aber halt nur graben und nicht einbuddeln. Außerdem habe der Senat erst im vergangenen Jahr zugestimmt, dass die Bären bis an ihr Lebensende im Zwinger bleiben dürften, sagte Junge. Dann sei eh Schluss mit Ursus im Park. Bis dahin (die Bären könnten 40 Jahre alt werden) kümmere sich der Bezirk Mitte um Kost und Logis. Die Bärenfreunde achten ehrenamtlich auf den Erhalt der Behausung.

Und dann kommt Bärenfreundin Junge mit einem ihrer Meinung nach nicht zu widerlegenden Vorteil des Bärenzwingers: »Das Haus ist mit Fußbodenheizung. ausgestattet.« So seien die Tiere vor Arthrose gefeit. In freier Wildbahn oder in Zoos litten Bären eher darunter und würden dann auch nicht so alt. Außerdem könnten sich die beiden auch mal zurückziehen, wenn sie vom Anschauen die Schnauze voll hätten.

Zukunft Bärenwald oder weiterhin ein Leben im Köllnischen Park – eines ist auf jeden Fall sicher: Wenn am 22. August das 70-jährige Bestehen des Bärenzwingers gefeiert wird, sind Schnute und Maxi mit von der Partie.

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