Osttangente soll Standort stützen

Senat will Straße ab 2015 bauen / Lokale Wirtschaft befürchtet, vom BBI-Bau nicht zu profitieren

  • Klaus Teßmann
  • Lesedauer: 2 Min.

Im Berliner Osten soll nun doch eine durchgehende Nord-Süd-Straßenverbindung gebaut werden – allerdings erst nach dem Jahr 2015, heißt es aus dem Stadtentwicklungssenat.

Für die Hauptstadt war einmal ein prima Verkehrssystem geplant worden – strahlenförmig gingen alle Straßen vom Zentrum weg. Die Radialen wurden durch Tangenten verbunden. Im Westteil der Stadt wurde das Konzept umgesetzt – im Osten nicht.

Seit vielen Jahren machen sich Politiker aus Lichtenberg und Marzahn-Hellersdorf für die Osttangente stark. Der Stadtentwicklungssenat hat diese Forderung immer abgelehnt. Die Wirtschaftskapitäne aus dem größten Berliner Gewerbegebiet zwischen Marzahn und Hohenschönhausen befürchten, dass die Anwohner und Anwohnerinnen nicht von den angekündigten 40 000 Arbeitsplätzen profitieren können, wenn der Großflughafen BBI einmal fertig ist. Im Gewerbegebiet Berlin eastside können sich Unternehmen ansiedeln oder erweitern. Doch alle brauchen den schnellen Transportweg, egal, ob sie Brötchen backen, Autos verkaufen, Bremsen oder Solartechnik herstellen.

Die Wirtschaftsinitiative »Tangentialverbindung Ost« fordert vom Senat, eine solche Trasse von Marzahn und Lichtenberg bis Schönefeld endlich fertig zu stellen. Vom Adlergestell bis zur Wuhlheide sowie im Norden mit der Märkischen Allee sind zwei Teilstücke fertig. Es fehlen jedoch rund acht Kilometer zwischen Wuhlheide und der Bundesstraße 1/5 in Lichtenberg. Mit dieser Strecke könnte der Durchgangsverkehr aus den Siedlungsgebieten Biesdorf, Kaulsdorf, Mahlsdorf sowie aus Karlshorst herausgehalten werden. Damit würden nicht nur die Einwohner entlastet, sondern auch die Verbindungen zwischen den Gewerbegebieten verbessert.

Der Geschäftsführer der Knorr-Bremse, Matthias Krug, sprach von »schlechten Standortbedingungen« bei den heutigen Verkehrslösungen. »Die Menschen, die im Norden Berlins wohnen, haben keine Chance auf einen der neuen Arbeitsplätze«, sagte Krug. Man müsse aber Jobs für die Zukunft schaffen. Für den Chef des größten Industrieunternehmens in Marzahn ist die Osttangente eine Chance für die Neubaugebiete.

Auch die Wohnungswirtschaft sieht es so. Wenn im Gewerbegebiet Arbeitsplätze geschaffen werden, brauchen die Menschen Wohnungen in der Nähe. Die beiden Bezirke wollen aus dem negativen Image der Schlafstädte herauskommen und etwas gegen ihre hohe Arbeitslosigkeit tun. Bei einem öffentlichen Forum hatte die Mitarbeiterin der Senatsverwaltung Birgitt Grünert betont, dass mit kosmetischen Veränderungen das hohe Verkehrsaufkommen nicht mehr zu bewältigen sei. Deshalb sind nun erste Untersuchungen und Planungen angelaufen.

Für die Wirtschaft im Norden Berlins ist allerdings ein Baubeginn 2015 zu spät. Sie fordert ein eindeutiges politisches Bekenntnis zur Osttangente. Wer eine wirtschaftliche Entwicklung im Norden Berlins wolle, so Krug, müsse sich auch jetzt sofort für attraktive Verkehrslösungen einsetzen.

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