Frisches Blut für den Genrefilm

Das Fantasy Filmfest steckt seine Grenzen großzügig zwischen Horror, Action und Historie ab

  • Kira Taszman
  • Lesedauer: 3 Min.

Permanentes Kreischen beim Schauen eines Fantasy-Films lohnt sich bekanntlich nicht, da man damit dauerbeschäftigt wäre und andere Zuschauer gegen sich aufbrächte. Seinen Zweck hat ein Horrorfilm dennoch erst erfüllt, wenn er innerhalb der zu akzeptierenden Genreregeln verschreckt und überrascht.

Das mittlerweile 23. Fantasy Film Fest (FFF) ist jedoch nicht auf das reine Horrorgenre fixiert. Es steckt seine Grenzen immer großzügiger ab, so dass es auch Gangster-, Historien-, Actionfilme oder gar Parodien auf solche programmiert. Auf Kriterien wie politische Korrektheit darf man hier allerdings nicht pochen – schließlich gehen Schock und Provokation Hand in Hand.

Demzufolge verwundert es nicht, dass man beim FFF lesbischen Vampirkillern, einem Haus des Teufels oder diabolischen Kindern begegnet, deren Ableben die Welt sicherer machen würde. Mit letzterer, dennoch fragwürdigen, These setzt sich »Case 39« (21.8.) auseinander. Darin adoptiert die Sozialarbeiterin Emily (Renée Zellweger) ein 10-jähriges Mädchen, das seine Eltern umbringen wollten. Doch Emily erkennt zu spät den Dämon in dem scheinbaren Engel. Trotz raffinierter Spezialeffekte beschleicht einen bei diesem amerikanischen Schocker ein Déja-Vu.

Komplett missraten ist dagegen »Báthory« (24.8.), eine osteuropäische Großproduktion. Sie rehabilitiert die historische Figur der titelgebenden Gräfin, die der Legende nach um 1600 im Blut von Jungfrauen badete. Der auf Englisch gedrehte Folklore-Europudding zieht alle Billig-Register – von Zeitlupen über im Gegenlicht gefilmte orangefarbene Schlachtbilder – und ist nichts als ein dürftig ausgestatteter, verkorkster Märchenfilm.

Ein gelungenes Geschichts- und Kampfspektakel des Hong Konger Starregisseurs John Woo läuft dagegen in der Reihe »Focus Asia«. »Red Cliff« (25./26.8.) schildert die Verbrüderung dreier Armeen gegen einen Tyrannen im China des 3. Jahrhunderts. Das Schlachtenepos überzeugt mit asiatischer Starbesetzung (Tony Leung, Takeshi Kaneshiro), wuchtiger Kampfchoreografie, großartigen Bildern und ebensolchen Kostümen und Schauplätzen.

Als so genanntes »Centerpiece« dient die Comic-Adaption »Largo Winch« (23./25.8.). Der auf drei Kontinenten spielende französische Abenteuerfilm handelt von Finanzhaien, einem edlen verlorenen Sohn und seiner Adoptivfamilie. Eindrucksvolle Breitwand-Aufnahmen von sowohl fernöstlichen Wolkenkratzern als auch kroatischen Buchten und ein Held mit viel Körpereinsatz sorgen trotz wirrer Story für gute Unterhaltung.

Mit »Bloedbroeders« (23.8.), einem Trumpf aus den Niederlanden, wartet die Reihe »Fresh Blood« auf. In dem auf wahren Geschehnissen beruhenden Film begehen zwei wohlhabende Teenager-Brüder und ihr armer Kumpan ein Verbrechen aus niederen Beweggründen. Eindringlich porträtiert Regisseur Arno Dierickx die Jugendlichen und entlarvt Feigheit, Ehrgeiz, falsche Freundschaft sowie krasse soziale Unterschiede.

Den Abschluss des Festivals bildet die französische Agentenfilm-Parodie »OSS – Rio ne répond plus«. Voller Zitate auf Hitchcock- und Spionagefilme teilt der Film über einen gallischen Schürzenjäger-Spion Seitenhiebe auf dunkle Kapitel französischer Geschichte aus und wird von einem grandiosen Finale auf der gigantischen Christus-Statue von Rio de Janeiro gekrönt.

23. Fantasy Film Fest vom 18. 8. bis 26.8. im CineMaxx und Cine Star am Potsdamer Platz; Filme in englischer OF oder OmenglUT; Infos unter www.fantasyfilmfest.com

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