Ernst nehmen

Martin Kröger kritisiert den Einbürgerungstest

  • Lesedauer: 1 Min.

Der vor einem Jahr eingeführte Einbürgerungstest habe sich bewährt – und all die Kritik an dem umstrittenen Verfahren sei »heiße Luft« bzw. einer bestimmten Ideologie entsprungen, die von einigen Gutmenschen ins Feld geführt wurde. Das ist harter Tobak, mit dem Innensenator Ehrhart Körting (SPD) zitiert wird. Schließlich reichte die Riege der Kritiker an dem zweifelhaften Aufnahmetest damals vom Zentralrat der Juden über die großen Migrantenorganisationen bis zum eigenen Koalitionspartner im rot-roten Senat.

All diese verschiedenen Organisationen und ihre Mitglieder mehr oder weniger als Gutmenschen zu diffamieren, ist selbstherrlich. Wenn das Ziel eine gelungene Integration unserer Gesellschaft sein soll, ist es genauso an der Mehrheitsgesellschaft, die Töne der Minderheiten ernst zu nehmen – und nicht herabzuwürdigen. Außerdem war der Einbürgerungstest selbst in seiner gesamten Intention zunächst doch ein ideologisches Instrument.

Und dass die allermeisten Migranten den Test in der Praxis bestehen, sagt weiter nichts über den Erfolg des Instruments aus, sondern weist nur darauf hin, dass es offenbar nicht schwierig ist, die 310 Fragen und ihre Antworten zu erlernen. Ob man aber damit eine kontinuierliche Auseinandersetzung über das System und den Staat, in dem wir leben, initiiert? Das darf weiter bezweifelt werden, obwohl diese Debatte doch so enorm wichtig wäre.

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