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Alles, was für Bildung wichtig ist

Berliner Verein Dialog unterstützt vor allem russischsprachige Eltern

  • Lesedauer: 3 Min.
Seit 1988 gibt es in Berlin mit dem Verein »Club Dialog e.V.« eine Anlaufstelle, in der der kulturelle sowie politische Dialog zwischen Deutschen und Russen gepflegt wird. Zu Beginn des Jahres 2009 wurde ein neues Projekt initiiert, mit dem Migranten und Aussiedler durch vielfältige Angebote in ihrer Rolle als Eltern und bei der Wahrnehmung ihrer Erziehungsaufgaben von Fachleuten unterstützt werden. Mit Tatiana Forner, Geschäftsführerin des Vereins Club Dialog e.V. und Mitglied des Landesbeirats für Integration und Migration, sprach für Neues Deutschland Maria Ryzhova.

ND: Was ist das Ziel ihres neuesten Projektes?
Forner: Im Projekt Dezentrale Elternakademie sollen vor allem Eltern mit Migrationshintergrund bei der Erziehung unterstützt werden. Adressaten dieses Projektes sind vor allem russischsprachige Eltern, die natürlich aufgrund ihrer eigenen, anders verlaufenen Sozialisation bei der Entwicklung ihrer Kinder in Deutschland auf viele Probleme stoßen.

Die Elternakademie vermittelt Kenntnisse zu Bildung und Erziehung und fördert Handlungskompetenzen sowie den Erfahrungsaustausch zwischen den Betroffenen – beschäftigt sich also mit allen Themen, die für Eltern wichtig sind.

Welche Themen sind das genau?
In erster Linie sind das bilinguale Bildung und Erziehung, Konflikte zu Hause oder in Kita und Schule sowie Gesundheit. Für junge Erwachsene und Eltern spielt das Thema Arbeitslosigkeit eine große Rolle: Wir bieten ihnen Lebens- und Berufsberatung, wir unterstützen sie bei der Anerkennung von Schulabschlüssen und Diplomen, wir bieten verschiedene Sprach- und PC-Kurse und suchen gemeinsam mit ihnen nach geeigneten Weiterbildungen, Umschulungen, Studien- und Arbeitsplätzen.

Ein wichtiger Arbeitsbereich ist die Zusammenarbeit mit den Schulen; wir informieren die Eltern über den Schulalltag und aktuelle Entwicklungen im Berliner Schulaufbau. Es gibt natürlich auch immer wieder Konfliktsituationen; hier versuchen wir nach Möglichkeit zu vermitteln. In besonderen Problemsituationen machen unsere Mitarbeiter auch Hausbesuche oder empfehlen eine Beratung bei der mit uns zusammen arbeitenden Psychologin und Familienberaterin.

Was ist das Dezentrale an der Elternakademie?
Der Verein Club Dialog arbeitet an drei verschiedenen Projektorten Berlins. Jeder hat sein eigenes Profil. Schwerpunkte der Arbeit in der Friedrichstraße sind Aufklärung und Kultur. Hier finden Seminare, Beratung, Informations- und Kulturveranstaltungen statt.

In der Arbeit des Familienzentrums Schalasch-Ost in Marzahn stehen vor allem sportliche und gesundheitsfördernde Aktivitäten im Mittelpunkt. Das Dialog-Haus im Stadtteil Wedding vereint unter seinem Dach ein Interkulturelles Jugendzentrum, ein College für Kinder und ein Integrationscollege mit Beratung und Kursen für Jugendliche und Erwachsene mit Migrationshintergrund.

Die Mitarbeiter der Dezentralen Elternakademie arbeiten an allen drei Projektorten und werden bei ihren Anliegen und Aufgaben sowie der Qualifizierung von den erfahrenen Mitarbeitern unterstützt.

Wie wird das Projekt angenommen?
Über Besuchermangel können wir nicht klagen, obwohl wir uns mit dem Projekt noch am Anfang befinden.

Wir bereiten uns jetzt auf das neue Schuljahr vor. Wir sind dabei, neue Flyer zu machen und eine Website zu gestalten. Ich persönlich mache einen Plan zur Qualifizierung der Mitarbeiter. Die Mitarbeiter sollen sich Gedanken machen über die bevorstehenden Aufgaben und die Weiterentwicklung der Angebote wie Elterncafé, Theater für Kinder und Eltern, Beratung für Eltern mit besonders begabten Kindern usw. Aus der Erfahrung von Elternvereinen anderer Communities in Berlin wissen wir, wie wichtig diese Arbeit ist.

An anderer Stelle haben Sie gesagt, dass der Club Dialog sich nicht als Migrantenorganisation im üblichen Sinn versteht. Was meinen Sie mit dieser Formulierung konkret?
Der Begriff »Migrantenorganisation« bedeutet für viele, dass nur die eigene Kultur, Traditionen und Eigenarten gepflegt und bewahrt werden und dadurch eine relative Abgrenzung gegenüber der deutschen Gesellschaft stattfindet.

Natürlich pflegen wir als Migranten auch unsere Sprache und Kultur; gleichzeitig schaffen wir für unsere Landsleute alle Voraussetzungen für erfolgreiche Integration. Wir fördern ihre sprachliche Integration, wecken ihr Interesse an deutscher Geschichte und Kultur und ermutigen sie zur Mitgestaltung des sozialen Umfelds.

Mit vielen Veranstaltungen leisten wir unseren Beitrag zu Verständigung, Akzeptanz und kultureller Vielfalt in Berlin.

Die Mitbegründerin von Dialog wuchs in Moskau auf und lebt seit 1969 in Berlin.

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