Mit Phantasie gegen die Atom-Krake

Zehntausende Widerstands-Veteranen und junge Aktivisten demonstrierten für ein »richtiges Abschalten«

  • der Demonstration in Berlin berichtet Reimar Paul
  • Lesedauer: ca. 5.5 Min.

Als Biobauer Giselher Kühn aus Waddeweitz im Wendland seinen Traktor um kurz nach zwei am Brandenburger Tor abstellt, sind die letzten Demonstranten noch gar nicht am Hauptbahnhof losgelaufen. Kühn und sein Trecker haben den kilometerlangen Zug angeführt, mit dem Zehntausende am Samstag unter dem Motto »Mal richtig abschalten« für den Atomausstieg demonstrieren. Von 50 000 oder gar 60 000 Teilnehmern sprechen die Veranstalter, die Polizei nennt 36 000 – in jedem Fall war es die zahlenmäßig größte Protestaktion gegen Atomkraft in den vergangenen Jahrzehnten.

Ein kräftiger Wind fegt über die Brücke am Kapelle-Ufer, wo sich die Demo-Spitze am Mittag formiert. Ganz vorne stehen knapp 50 Traktoren und die mobile »StromweXelstube«, weitere 350 Schlepper sind schon am Morgen zum Kundgebungsplatz am Brandenburger Tor gefahren. Transparente, Fahnen mit der Anti-Atom-Sonne und Luftballons mit den Emblemen von Linkspartei, Grünen und SPD wehen über dem Zug.

Am Rande agitieren zwei als Bundeskanzlerin und Pinocchio verkleidete Demonstranten unermüdlich für die Atomkraft: »Atomenergie ist Öko-Energie. Atomenergie hilft uns aus der Krise.« Ein riesiges Wahlplakat der CDU mit Merkel-Konterfei und dem Spruch »Klug aus der Krise – Wir haben die Kraft« muss dran glauben. Atomgegner schneiden ein großes Loch hinein, überkleben das CDU-Zeichen mit Unmengen an »Atomkraft Nein Danke«-Aufklebern und posieren davor mit eigenen Parolen für die Fotografen. Sechs Polizisten stehen tatenlos daneben.

Eine CD mi...

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