Zehn Tricks in drei Minuten

Junge Designer wollen das Hockern zu einer neuen Trendsportart entwickeln

  • Steffi Bey
  • Lesedauer: 3 Min.
Verschiedenes Fortbewegen mit dem Hocker
Verschiedenes Fortbewegen mit dem Hocker

Ausruhen oder Schwitzen, Sitzen oder Rollen, Jonglieren oder Stehen: Alles was Spaß macht ist erlaubt. Denn feste Regeln gibt es beim neuen Zeitvertreib namens Hockern nicht. Wichtig ist ein spezieller Hocker – ein preisgekröntes Sportgerät, das die Brüder Stephan und Michael Landschütz erfunden haben.

Seit Mai leben die beiden Produkt-Designer in Friedrichshain. In der Liebigstraße eröffneten sie vor kurzem ihren ersten Sporthocker-Laden und wollen nun gemeinsam mit Kollegin Susanne Wilke das Hockern zu einer Trendsportart entwickeln. Jeden Mittwochabend veranstalten die drei deshalb im Hermann-Blankenstein-Park, südlich des S-Bahnhofs Storkower Straße, kostenlose Workshops.

Von weitem ist nur ein dumpfes Klicken zu hören. Immer dann, wenn die bunten Geräte mit ganzer Kraft auf dem Weg abgesetzt werden. Die jungen Leute wirbeln die Hocker durch die Luft, führen sie um den Körper herum, drehen das zwei Kilogramm schwere Kunststoff-Teil elegant in der Hand, drücken das Ganze auf den Boden und setzen sich zwischendurch immer wieder hin. Wenn die Brüder ihre Kunststücke mit dem Hocker zeigen, erinnert das ein bisschen an rhythmische Sportgymnastik mit Breakdance-Einlagen. Manchmal versucht jemand einen Handstand auf dem 44 Zentimeter hohen Gerät, das an beiden Enden einen Durchmesser von 33 Zentimetern hat. Andere Hockerer benutzen die Sitzgelegenheit quer und rollen damit wie mit dem Skateboard durch den Park – bzw. sie versuchen es. Der zwölfjährige Hans aus Zehlendorf will unbedingt »den Handstand mit Drehung schaffen«.

Stephan Landschütz, der mit seinem Sitzmöbel zwei Mal hintereinander »Meister« beim Hockern-Wettkampf in Kiel wurde, macht es dem Jungen vor. »Hockern ist einfach und für jeden geeignet, egal ob jung oder alt«, erklärt der 28-jährige »Trainer«. Schon in drei Minuten könne man zehn verschiedene Tricks erlernen. Mit Geduld und ständigem Wiederholen sei es dann bald möglich mehrere Übungen aneinanderzureihen.

Offizielle Namen gibt es für die Tricks nicht. Auf jeden Fall haben die Brüder schon um die hundert unterschiedliche Positionen in ihrem Repertoire. Und es kommen immer neue hinzu. »Eine Idee entsteht oft direkt beim Üben«, sagt Stephan Landschütz. Noch in diesem Jahr soll ein Lern-Video entstehen, mit dem die Brüder auch offiziell in Schulen und Kitas für die neue Trendsportart werben wollen. »So langsam entwickelt sich in Berlin eine Hockern-Szene«, sagt der Designer.

In seiner alten Heimat Kiel gibt es bereits das »Hocktoberfest« und den Verein »Hockstars«. Landschütz ist natürlich Mitglied und will 2010 auch in der Hauptstadt Hockern-Wettkämpfe initiieren.

Drei Designpreise heimste er bereits mit seinem besonderen Sitz-Sport-Möbel ein. Die handlichen Geräte sind einfarbig erhältlich oder mit Grafiken versehen.

Hockern-Workshop: jeden Mittwoch zwischen 18 und 21 Uhr im Hermann-Blankenstein-Park (südlich S-Bahnhof Storkower Straße, neben dem Gerüst der ehemaligen Rinderauktionshalle).

www.sporthocker.com

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