Provokante Lässigkeit

Element of Crime

  • Christoph Nitz
  • Lesedauer: 3 Min.

Seit 24 Jahren sind Element of Crime aktiv – anfangs sangen sie auf Englisch, 1991 begann mit »Damals hinterm Mond« die deutschsprachige Phase der Berliner Band. Die von Publikum und Kritik gleichermaßen gelobten deutschen Texte stammen von Sänger Sven Regener, der seit dem Erfolg seiner »Herr Lehmann«- Trilogie neben der Musik eine Karriere als Schriftsteller verfolgt.

Mit der eigenwilligen Mischung aus Melancholie und Chanson, verbunden mit ironisch-hintergründigen Texten, bauten sich die »Elements« früh eine eigene Nische in der deutschen Musiklandschaft – mit einer über Jahrzehnte treuen Fangemeinde. Doch schon in den 1980er Jahren war die Zuordnung zu einem musikalischen Genre schwierig, denn Zeilen wie »I love you, I love you, I love you« wurden in der Postpunkszene argwöhnisch zur Kenntnis genommen.

»Bei Gründung der Band ging es stark darum, sich von der Neuen Deutschen Welle abzugrenzen«, erläutert Sven Regener. »Trallala wie ›Ich geb Gas, ich will Spaß‹ war nicht unbedingt das Anliegen dieser Band. Um sich abzusetzen, benutzt man am besten eine andere Sprache als die. Das hat aber unter anderem auch dazu geführt, dass wir niemals zu irgendeiner Szene gehörten.«

Im Titelsong der neuen Platte reflektiert Regener über Ziele, die man glaubt, erreicht zu haben und von denen man sich gleichzeitig entfernt (»Immer da wo Du bist bin ich nie«) und bietet auch sorgsam dosiert Trost: »Der liebe Gott liebt dich und wenn nicht, dann bin ich noch da.« Auf dem Album spielen Element of Crime mit einer musikalischen Lässigkeit, die fast provokant wirkt. Allerdings mit mehr Ecken und Kanten und rauer als auf den letzten Alben »Mittelpunkt der Welt« und »Romantik«.

Warum »Element of Crime« neben der liebevoll-verqueren Beschreibung von Alltagsszenen und gebrochenen Liebeserklärungen sich nicht mit politischen Texten in Debatten einmischen, ist für Sven Regener einfach erklärt: »Ich nehme Politik sehr ernst. Nur wenn ich die Kunst politisiere, vermische ich die beiden Ebenen miteinander und werde antiaufklärerisch, sogar manipulativ. Das bringt nichts.« Er gehe ja auch nicht zu den Politikern und frage »Wieso spielt Angela Merkel nicht Violine? Gregor Gysi, warum spielst du nicht Klavier, während du eine Rede hältst? Das würde bedeuten: Was ihr macht, ist eigentlich nichts wert.«

Früher selbst in einer K-Gruppe aktiv, kritisiert Regener heute auch Klassiker des Agit-Prop-Liedes wie John Lennons »Power to the People«: »Wenn das Aufklärung sein soll, dann bin ich nicht dabei. Alle wesentlichen Kommunikationsformen von Politik, also Diskussion, Streit und auch Kompromiss, spielt in der Kunst überhaupt keine Rolle.«

Element of Crime: Immer da wo du bist bin ich nie (Polydor/Universal)

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