Hinter dem Spiegel

Claudio Magris folgt dem Mythos von Orpheus und Eurydike

  • Irmtraud Gutschke
  • Lesedauer: ca. 2.5 Min.

Er soll ein Sohn der Muse Kalliope gewesen sein und sie eine Nymphe, die an einem Schlangenbiss starb – doch wieder hätte lebendig werden können. Denn Orpheus bezauberte durch seinen Gesang die Götter, ihm Zutritt zum Totenreich zu gewähren. Beinahe hätte er seine Eurydike zurück ans Licht geholt, doch dann brach er das Gebot und drehte sich um. »Ach, ich habe sie verloren ...« – jeder kennt die Arie aus Glucks Oper, in der Eurydike eine fühlende, also unvernünftige Frau ist, die statt das Notwendige zu tun, um einen »Blick der Liebe« fleht. Das Drama mangelnden Vertrauens – jede Frau kennt es, aber in diesem Buch sind die Rollen vertauscht.

Ein Kabinettstück, vor der Preis- verleihung an Claudio Magris noch schnell auf den Markt gebracht: 59-seitiger Monolog einer Frau, die eine moderne Eurydike ist. Den Hades nennt sie »Heim«, der Gott der Unterwelt wird zum Präsidenten. Ihm, den sie nicht sieht, erklärt sie wortgew...


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