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»Wir sind hochmütig geworden«

Gespräch mit Egon Krenz über Sprachlosigkeiten im SED-Politbüro, Moskauer Misstrauen und zwei erzwungene Rücktritte

Am 18. Oktober 1989 trat Egon Krenz die Nachfolge Erich Honeckers als Generalsekretär der SED an, sechs Tage später auch die als Staatsratsvorsitzender der DDR. Er blieb nur etwas mehr als sechs Wochen in beiden Ämtern. Es wurden die entscheidenden der Wende in der DDR. Mit Krenz sprachen in Dierhagen Karlen Vesper und Jürgen Reents.

Konfrontiert mit Protest: Betriebsbesuch von Egon Krenz beim VEB Bergmann-Borsig in Berlin, 22. November 1989
Konfrontiert mit Protest: Betriebsbesuch von Egon Krenz beim VEB Bergmann-Borsig in Berlin, 22. November 1989

ND: Vor 20 Jahren wurden Sie zur Hauptperson beim Wechsel an der Spitze von SED und DDR. Ist das noch oft Gesprächsthema für Sie?
Krenz: Bei meinen Begegnungen unterwegs spüre ich, dass sich das Interesse daran, was damals mit Honecker, mir und anderen aus dem Politbüro war, inzwischen in Grenzen hält. Die meisten meiner Gesprächspartner fragen sich, ob sie mit dem Untergang der DDR mehr gewonnen als verloren haben. Ob die DDR besser war, als ihr heute nachgesagt wird, und die Bundesrepublik das hält, was ihre führenden Köpfe über sie behaupten. Und vor allem, was getan werden sollte, damit wir auf bestimmten Gebieten erreichen, was DDR-Bürger schon einmal hatten: in der Bildung und Ausbildung, bei der Arbeitsplatzsicherung, sozialen Sicherheit und Demokratie am Arbeitsplatz. Da Sie mich als Zeitzeugen für den Wechsel an der DDR-Spitze befragen, verstehe ich, dass Sie auf damalige Details Wert legen.

So ist es. Wann reifte die Absicht,...



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