Einwurf

Nicht perfekt

  • Lesedauer: 1 Min.

So sehr der Akt der Selbsttötung von Robert Enke allseits abgelehnt wird, versucht doch jeder seine Beweggründe zu verstehen. Just als er sich zu Deutschlands Nummer eins hochgekämpft hatte, kam offenbar ein neuer depressiver Schub, der nach Aussagen seines Arztes am besten stationär behandelt worden wäre. Doch das lehnte Enke ab, unter anderem aus Angst davor, seine Krankheit würde öffentlich werden.

Klub, Liga und Verband versichern nun, sie hätten Enke geholfen. Doch hätte Joachim Löw wahrlich an Enke als Nationaltorhüter festhalten können. Wäre nicht irgendwann die Frage in den Medien aufgetaucht: »Kann Enke die WM durchstehen?« Was, wenn das DFB-Team in Südafrika wegen eines Enke-Patzers ein wichtiges Match verloren hätte. Der Spießrutenlauf hätte nie geendet. Solche Fragen muss sich Enke gestellt haben. Eine Fortsetzung der Karriere, die ihm alles bedeutete, schien ihm unter diesen Umständen auch nach den Beispielen Hannawald und Deisler unmöglich.

Depressive Spitzensportler stehen unter besonderem Druck, da wir von ihnen Perfektion in Serie erwarten. Dies zu ändern, muss eine der Lehren aus dieser Tragödie sein. Oliver Händler

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