Guttenberg durchkämmt afghanische Etappe

Durchhalten: Mehr Kampftruppen nach Kundus

  • René Heilig
  • Lesedauer: 2 Min.
Guttenbergs zweitägige Afghanistan-Show war gut, doch die Lage bleibt ernst. Der Minister weiß das nur zu gut. Daher versprach der CSU-Mann, die Kampfeinheiten im nördlichen Kundus um eine Einsatzkompanie von 120 Soldaten zu verstärken.

Durchhalten bis zur – für das kommende Frühjahr – geplanten internationalen Afghanistan-Konferenz! So lautet offenbar die Strategie der Bundesregierung, die wie andere NATO-Verbündete über einen Ausstieg aus dem Krieg am Hindukusch nachdenkt. Einige, so die Niederlande und Kanada, haben bereits Konsequenzen aus acht Jahren Misserfolg verkündet. Sie ziehen ab.

Durchhalten, die Forderung betrifft vor allem die in Afghanistan stationierten rund 4500 Bundeswehrsoldaten. Denen im umkämpften Kundus versprach der neue Verteidigungsminister Karl-Theodor zu Guttenberg (CSU) bei seinem Besuch eine komplette Einsatzkompanie als Verstärkung.

Im Jubel der Soldaten gingen die Modalitäten der Einsatzverstärkung unter. Der Bundestag hat die Obergrenze für den Einsatz festgelegt. Sie ist ausgeschöpft und durch erlaubte Kontingent-Wechsel-Tricksereien schon oft um bis zu 400 Soldaten überschritten worden. Selbst wenn die Bundesregierung das Parlament um eine Aufstockung der Truppenstärke – gemunkelt wird über eine Obergrenze zwischen 5000 und 7000 Soldaten – bittet: Die Truppe will die Verstärkung sofort. Daher »durchkämmt« die Bundeswehrführung bereits seit einigen Wochen die sicherstellenden Einheiten, um das Verhältnis zugunsten der kämpfenden Truppe zu verbessern. Auch wurden mit der deutschen wehrtechnischen Industrie Verträge geschlossen, um die Wartung von Bundeswehrtechnik zivilen Kräfte anzuvertrauen.

Etwas »Luft« bietet auch das AWACS-Mandat. Angeblich musste man im Frühsommer des Jahres unbedingt NATO-Leitflugzeuge nach Afghanistan verlegen, um dort die Flugsicherheit zu garantieren. Der Einsatz wurde mangels Überflugrechten ein Flop. Die dafür bestätigte Anzahl von Soldaten könnte nun zur Verstärkung der Bodenkräfte genutzt werden.

Trotz ernsthafter interessanter Strategieüberlegungen in seinem Ministerium war Guttenbergs Afghanistan-Trip vor allem eine Medienshow. Die »Bild«-Zeitung erfüllte die in sie gesetzten Erwartungen und meldete über die Unterredungen mit dem US-NATO-Kommandeur Stanley McChrystal: »Es gibt Cola und kleine Snacks.«

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