Auf Krawall

  • Martin Kröger
  • Lesedauer: 1 Min.

Die herbeigeschriebene Randale blieb aus. Vergleichsweise ruhig, mal abgesehen von kleineren Scharmützeln, und ohne größere Auseinandersetzungen mit der Polizei verlief die diesjährige Silvio-Meier-Demonstration am Wochenende in Berlin – gut so. Alles andere wäre auch dem Gedenken an den vor 17 Jahren von Neonazis am U-Bahnhof Samariterstraße erstochenen Hausbesetzer unwürdig gewesen. Denn das Ziel, an Silvio Meier und mit ihm an die anderen etwa 140 Opfer neofaschistischer Gewalt seit 1990 zu erinnern, blieb dadurch im Mittelpunkt – und nicht kontraproduktiver Straßenkampf.

Aber nicht nur die Zurückhaltung bei den jugendlichen Antifas führte zu dem glimpflichen Ausgang, sondern auch die Rückbesinnung der Polizei auf ihr Deeskalationskonzept. Das offenbar – trotz der reißerischen Debatte der vergangenen Wochen – noch nicht ganz in den Schreibtischschubladen verschwunden ist. Während also die Protagonisten am Sonnabend einigermaßen besonnen agierten, ist ähnliche Vernunft bei den Boulevardmedien derzeit nicht zu erkennen.

»Räumt endlich die linken Terror-Nester« übernahm »Bild« eins-zu-eins die Hass-Parolen der CDU in der vergangenen Woche. Dies ist indes nur ein Beispiel für die Gewalt-ist-geil-Mentalität, die offenbar in einigen Redaktionen der Hauptstadt vorherrscht. Glücklicherweise ließen sich die jungen Linken diesmal nicht auf Krawall bürsten.

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