Bhopal und sein »zweites Desaster«

25 Jahre nach der schlimmsten Industriekatastrophe Indiens leiden noch immer Tausende Menschen an den Folgen

  • Hilmar König, Delhi
  • Lesedauer: ca. 5.5 Min.

Vor 25 Jahren wurde Bhopal, die Hauptstadt des Unionsstaates Madhya Pradesh, von der schlimmsten Industriekatastrophe in Indiens Geschichte heimgesucht. Auf dem Gelände der Union Carbide-Düngemittelfabrik, einer Tochterfirma des US-amerikanischen Chemiekonzerns, explodierte ein mit 50 Tonnen Methylisocyanat (MIC) gefüllter Tank. Eine Giftgaswolke waberte durch die Stadt und brachte Tausenden Einwohnern den Tod. 25 Jahre danach plagen Spätfolgen noch weit über 100 000 Überlebende.

»Was hier vor einem Vierteljahrhundert passierte, war ein Skandal, der weltweit Schlagzeilen machte. Die heutige Situation ist noch viel skandalöser, nur weniger spektakulär. Ich nenne es das zweite Bhopal-Desaster.«

Das erklärt uns Satinath Sarangi von der Bhopal-Gruppe für Information und Aktion, einer Organisation, die sich um Gasopfer kümmert und der die Klinik des Sambhavna Trusts angeschlossen ist. Sarangi berichtet von mehr als 100 000 Überlebenden, die chronisch krank sind, weil sie vom Giftgas erwischt worden waren.

Zehntausende Kinder von »Gaseltern« tragen die Kainsmale des Carbide-Gifts. Sie leiden unter angeborenen Defekten, Wachstums- und Entwicklungsstörungen, sind geistig und körperlich zurückgeblieben. In den Siedlungen um den zwar stillgelegten, aber immer noch die Umwelt verseuchenden Betrieb sind die Erkrankungsraten an Tuberkulose und Krebs alarmierend hoch. 30 000 Menschen, die nördlich des Betriebsgeländes wohnen...


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