nd-aktuell.de / 13.01.2010 / Brandenburg / Seite 9

Wowereit machte S-Bahn Ansage

Regierender Bürgermeister kündigte Gespräch mit Konzernchef Grube an

Klaus Joachim Herrmann

»Bitte Ansage beachten« – so kündete die Anzeige auf dem Bahnhof Alexanderplatz gestern kurz nach 15 Uhr. Dabei ging es allerdings um den erneut ziemlich diffusen S-Bahn-Verkehr und noch keine andere Einsicht. Die nämlich hatte just der Regierende Bürgermeister Klaus Wowereit (SPD) im Roten Rathaus gefordert. »Die Bahn muss verbindlich erklären, wann sie wieder vollen Fahrbetrieb herstellt«, lautete seine Ansage.

An Bahnchef Rüdiger Grube – »zu dem ich großes Vertrauen habe« – erging die Einladung zu einem Gespräch. Es sei nicht hinnehmbar, dass die S-Bahn bis heute nicht erklären könne, wann die Schwierigkeiten im S-Bahn-Verkehr behoben seien. Man könne sich nicht mehr vertrösten lassen. Dabei wolle er auch auf den Imageschaden, den das Unternehmen in der Republik angesichts der Berliner S-Bahn-Verhältnisse erleide, hinweisen. Ein konkreter Termin mit Grube konnte noch nicht genannt werden, doch soll der »zügig« absolviert werden und keinesfalls erst im März liegen.

Auch mit Bundesverkehrsminister Peter Ramsauer (CSU) wird Wowereit sprechen müssen. Schließlich ist die Deutsche Bahn Eigentum des Bundes. Wowereit erinnerte im Zusammenhang mit den Schwierigkeiten an den geplanten Börsengang der Bahn »und die Geschäftspolitik, die dahinter stand«, als eine Ursache. Hier sei »nachhaltiger Schaden« entstanden. Zu Regressforderungen an den früheren Bahnchef Hartmut Mehdorn mochte er sich aber nicht äußern: »Das muss die Bahn selbst prüfen.« Allerdings merkte Wowereit an, dass der Börsengang nicht abgesagt, sondern bislang nur verschoben sei.

Eine Entschädigung der Fahrgäste nannte der Regierende Bürgermeister eine »Selbstverständlichkeit«. Die Situation müsse sich verbessern. »Es wird nicht so leicht sein, den Normalzustand wieder herzustellen«, blieb er vorsichtig. Zum Umgang mit dem Unternehmen gebe es mehrere Optionen bis zu einer Übernahme durch die BVG oder das Land Berlin. Sie würden alle geprüft, doch wisse derzeit nicht einmal die Bahn, was die S-Bahn wert sei.

Von seiner »großen Sorge« und der Bedeutung des Problems mochte auch zeugen, dass der Regierende Bürgermeister einen großen Teil seiner Pressekonferenz nach der ersten Senatssitzung im neuen Jahr eben der S-Bahn widmete. Dahinter verblassten solche Schwerpunkte wie das Wissenschaftliche Jahr, die weiter hohen Arbeitslosenzahlen oder der »finanzielle Rückschritt« Berlins in eine erneute Nettokreditaufnahme. Das meint ja nichts anderes als neue Schulden, und dass Berlin dabei nicht allein dasteht, sondern »eingereiht« ist, erweist sich als schwacher Trost. Gegen Steuersenkungen werde Berlin jedenfalls »vehement« eintreten.