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Feierabend heißt Ehrenamt

Märkische Minister nach Dienstschluss weiter aktiv

  • Gudrun Janicke, dpa
  • Lesedauer: 3 Min.

Ihr Arbeitstag dauert zehn, zwölf Stunden und mehr. Auch an den Wochenenden bleibt für Brandenburgs Minister kaum Zeit für Privates. Sie müssen Akten sichten, Anfragen beantworten und natürlich »Politik machen«. Freizeit ist für viele rar. Die Terminkalender sind mit dienstlichen Verpflichtungen voll, dazu fordern Familien und Freunde ihr Recht. Trotzdem liegt den Ressortchefs von SPD und Linkspartei ehrenamtliches Engagement am Herzen.

Im Sportverein, in einer Kultureinrichtung oder im Karnevalsklub sind die Minister zu finden. Und sie behalten Bodenhaftung, wie es Ministerpräsident Matthias Platzeck (SPD) seinen Mitstreitern am Regierungstisch gern empfiehlt. Den Neuen im rot-roten Kabinett von SPD und Linkspartei wurde es von den alten Hasen bereits gesteckt: Die wenige freie Zeit sollte unbedingt für das Ehrenamt genutzt werden.

Arbeits- und Sozialminister Günter Baaske (SPD) engagiert sich für Frauenfußball und das Angeln. Seit 2003 ist er Präsident von Turbine Potsdam. »Über den Erfolg der Sportlerinnen, die Titel um Titel nach Hause bringen, kann man sich nur freuen«, sagt er. Beim Angeln geht es eher ruhig zu: Kritik der Opposition droht da nicht. Doch allzu selten findet er Zeit, am Wasser zu stehen. »Hier bin ich Lobbyist.« Innenminister Rainer Speer (SPD) ist im Ehrenamt gleich zweimal Präsident: vom Fußballverein SV Babelsberg 03 und vom Olympischen Sportclub Potsdam. Er engagiert sich auch im Förderverein der Freiwilligen Feuerwehr Falkensee und im Naturschutzbund Deutschland (NABU). Zum Motiv sagt er kurz und bündig: »Weil es mir Spaß macht!«

Gleich zwei Linkspartei-Minister lieben Judo. Finanzminister Helmuth Markov hält sich zwei Abende in der Woche frei. Dann trainiert er mit 10- bis 17-jährigen Jugendlichen im Hennigsdorfer Judoverein. Über die Sportart kann er gut mit seinem Kollegen Justizminister Jörg Schöneburg (LINKE) fachsimpeln. Der begeisterte Radfahrer ist ebenfalls seit Jahren für diese Sportart ehrenamtlich aktiv und seit Beginn vergangenen Jahres Vizepräsident des Brandenburgischen Judo-Verbandes. Schöneburg besitzt den vierten Meistergrad: schwarzer Gürtel, 4. Dan.

Bildungs- und Sportminister Holger Rupprecht (SPD) ist seit 1996 Präsident im Handballverein 1. VfL Potsdam, länger als er Minister ist. Der ausgebildete Sportlehrer will seine Begeisterung auch Kindern und Jugendlichen vermitteln. Wissenschafts- und Kulturministerin Martina Münch (SPD) weiß als siebenfache Mutter, wie wichtig die gute Betreuung der Kinder in der Schule ist. Als die Stadtteilbibliothek in ihrem Heimatort schloss, gründete sie mit Eltern einen Verein, der die Arbeit fortsetzt. »Wir gehen in die Schulen, lesen den Kindern vor und wollen die Liebe zu Büchern wecken«, sagt Münch.

Die Ministerin für Verbraucherschutz, Anita Tack (LINKE), ist noch Präsidentin der Landesverkehrswacht. Bis April will sie entscheiden, ob sie das Amt, das sie seit acht Jahren ausübt, weiter wahrnimmt. »Wir haben viel geleistet, ich will keinen Qualitätsverlust«, sorgt sie sich angesichts ihres vollen Terminplans.

Bereits mehrere Vereine hat Infrastrukturministerin Jutta Lieske (SPD) mit aus der Taufe gehoben. So bekleidete sie im Letschiner Karnevalsverein schon viele Positionen. Inzwischen steht die leidenschaftliche Karnevalistin aber nicht mehr »an der Spitze der Programmgestaltung«, wie sie sagt.

Wirtschaftsminister Ralf Christoffers (LINKE) setzt sich in seiner Freizeit dafür ein, dass die historische Stadtmauer in Bernau wieder das Mühlentor an seiner historischen Stelle erhält.

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