In den Kulissen

Dr. Multitasking

  • Martin Kröger
  • Lesedauer: 2 Min.

Der Berliner Gernot Klemm ist so was wie der »Lehrmeister« der noch jungen westdeutschen Landtagsfraktionen der LINKEN. Bevor diese so richtig loslegen, ist Klemm zur Stelle, vernetzt und vermittelt – bringt das Ganze erstmals ins Laufen. So schulmeisterhaft diese »Briefings« für die neuen Abgeordneten sein mögen, einen Doktortitel hat Klemm, der sich privat eher für Fußball und den BFC Dynamo interessiert, nicht vorzuweisen. Um so erstaunter war der Berliner LINKE-Abgeordnete denn auch, als er auf seinem neuen Büroschild im Abgeordnetenhaus den Zusatz »Doktor« entdeckte. Klemm lies es innerhalb von 24 Stunden auswechseln: Ruchbare Promotions-Lorbeeren, wie sie einigen CDUlern nachgesagt werden, wollte er sich nicht anheften.

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Einen ähnlich dicht gedrängten Terminkalender wie Klemm hat derzeit auch die Grüne-Abgeordnete Alice Ströver. Neben ihrer Parlamentstätigkeit trainiert die Kulturpolitikerin ihre »Multitasking«Qualitäten bei der Berlinale. Genauer: Als Jurorin beim Friedensfilmfest. Rund 40 Wettbewerbsbeiträge muss sich Ströver, die morgens vor acht Uhr aus dem Haus geht und nicht vor Mitternacht heimkehrt, in dieser Rolle anschauen. Zeit, um an den Rechner zu kommen, bleibt da keine. Ströver schreibt ihre Filmkritiken ganz archaisch per Hand.

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Der Meister des »Multitaskings«, also mehrere Prozesse gleichzeitig zu bearbeiten, ist aber sicher der Regierende Bürgermeister. Obwohl auch Wowereits Kapazitäten begrenzt zu sein scheinen: Als seinem Sprecher auf der Senatspressekonferenz das Anliegen zu Gehör gebracht wurde, der Regierende Bürgermeister solle die Eisbekämpfung zur Chefsache machen, wurde der Senatssprecher für seine Verhältnisse schon ungewohnt leidenschaftlich: Richard Meng rang fast die Hände, richtete den Blick irgendwohin nach oben und klagte: »Alles auf dieser Welt scheint Chefsache zu sein.«

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