Drei Zentimeter für ein Kunstwerk

Ein Berliner gehört zu den erfolgreichsten Briefmarken- und Münzdesignern Deutschlands

  • Steffi Bey, Berlin
  • Lesedauer: 2 Min.
Es sind winzige Kunstwerke, die Dietrich Dorfstecher seit mehr als 50 Jahren schafft: Mit Fingerspitzengefühl, präziser Technik und dem richtigen Gespür für Details gestaltet der Grafiker Briefmarken und Münzen.

Die neueste von Dietrich Dorfstecher entworfene 100-Euro-Gedenkmünze kommt dieses Jahr auf den Markt. Mit 77 Jahren könnte sich Dietrich Dorfstecher längst zur Ruhe setzen. Aber an solche Gedanken verschwendet der rüstige Senior keine Zeit. »So lange meine Augen mitmachen, arbeite ich weiter«, sagt der erfahrene Designer. Seit langem gehört er zu den erfolgreichsten kreativen Köpfen der Briefmarken- und Münzszene.

Sein Talent entdeckte einst sein Schweriner Zeichenlehrer. Er schickte ihn auch zur Kunsthochschule Berlin-Weißensee, wo Dorfstecher unter anderem von Werner Klemke und Klaus Wittkugel unterrichtet wurde. Nach dem Studium kam auch gleich sein erster praktischer Erfolg. Dorfstecher nahm 1959 an einem Wettbewerb teil und brillierte mit dem ersten Platz. Sein Entwurf für eine Sondermarke zur Leipziger Frühjahrsmesse überzeugte die Jury. Stolz zeigt der bescheidene Fachmann die knallrote 20-Pfennig-Marke mit der angedeuteten Fabrik samt Kühltürmen, die damals den Aufbau des Kombinates »Schwarze Pumpe« symbolisierten.

Nach diesem Auftrag ging es Schlag auf Schlag. 168 Briefmarken tragen seitdem seine Handschrift. Dazu zählen die Serien »Bedeutende Bauten«, »Musikinstrumente der Völker« und »Teile der wissenschaftlichen Sammlung aus dem Mathematisch-Physikalischen Salon Dresden«. Ganz sicher gehörten diese Motive in jedes Album eines DDR-Briefmarkensammlers. An der Arbeitsweise von Dietrich Dorfstecher hat sich im Laufe der Jahre kaum etwas verändert: Seine Motive fotografiert er zunächst, dann bringt er sie in seinem Atelier mit besonderen Stiften, Pinseln oder auch mal mit Ölkreide auf Papier.

Nach der Wende gestaltete Dorfstecher nur noch eine Briefmarke – die Burganlage Burghausen. Aber er wird für Münz-Ausschreibungen öfter »gebucht«. Unter anderem schuf er die 10-DM-Silbermünze »750 Jahre Katharinenkloster«, die 100-Euro-Gedenkmünze 2006 aus der UNESCO-Weltkulturerbe-Serie »Klassisches Weimar« und vergangenes Jahr die Zehn-Euro-Münze »600 Jahre Universität Leipzig«.

Bald wird es wieder spannend für den Grafiker. Im März begutachtet er in München seine neueste Prägung: Wieder eine 100-Euro-Gold-Gedenkmünze. Dieses Mal mit dem Motiv »Würzburger Residenz und Hofgarten«. Einstimmig kürte ihn die Jury 2009 zum Gewinner. Fünf Monate hat er an dem Motiv gearbeitet. Wie bei Münzen üblich, goss ein Bildhauer den fünffach vergrößerten Entwurf in Gips. Dreidimensional wird nun im Herbst der berühmte Fürstenhof als Dachlandschaft auf der knapp drei Zentimeter großen Münze erscheinen.

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