nd-aktuell.de / 18.03.2010 / Politik / Seite 7

»Baby Doc« lässt Haiti hängen

Früherer Diktator besteht auf Raubgeld

Hans-Ulrich Dillmann
Nach dem schweren Erdbeben Mitte Januar in Haiti hatte der im Pariser Exil lebende ehemalige Diktator Jean-Claude Duvalier Geldspenden und Hilfe beim Wiederaufbau angeboten. Diese »selbstlose« Offerte konterkariert er durch sein Verhalten.

»Baby Doc« Jean-Claude Duvalier versucht auch weiterhin, an das Geld zu gelangen, das er 1986 bei seiner Flucht aus Haitis Staatskasse geraubt hatte. Seit Jahren sind seine Konten bei Schweizer Banken gesperrt. Insgesamt 4,6 Millionen US-Dollar (3,3 Millionen Euro), getarnt als Stiftungen, hatte der 58-Jährige in der Eidgenossenschaft deponiert.

»Baby Doc«, der die Gewaltherrschaft über Haiti 1971 von seinem Vater »Papa Doc« übernommen hatte, lebt seit seinem Sturz im Pariser Exil. Insgesamt soll er während seiner Amtszeit und bei seinem überstürzten Abgang 100 Millionen US-Dollar unterschlagen und geraubt haben. Mehrmals bereits bestätigte die eidgenössische Justiz die Beschlagnahme der Duvalier-Konten und ordnete die Rückgabe der Gelder an die haitianische Regierung an. Immer wieder ließ Duvalier durch seine liechtensteinischen Stiftungen Einspruch dagegen einlegen.

Im Januar verweigerte das Schweizer Bundesgericht schließlich die Auszahlung der Gelder an die Regierung Haitis mit der Begründung, Duvaliers Straftaten seien verjährt. Allerdings blockierte der Schweizer Bundesrat die Freigabe der deponierten Millionen Ende Februar, da dem Parlament ein Gesetzentwurf vorliegt, der die Rückgabe von »Raubgeldern« erleichtern soll. Damit könnten die Gelder noch in diesem Jahr nach Haiti überwiesen werden. Die 4,6 Millionen US-Dollar wird Haiti, das sich seit vielen Jahren um die Rückzahlung des Geldes bemüht, gut gebrauchen können.

Nach Angaben von UN-Experten wird der ärmste Staat Amerikas für den Wiederaufbau nach dem schweren Erdbeben in den kommenden drei Jahren rund 11,5 Milliarden US-Dollar benötigen. Zwei Drittel der Gelder sollen dafür verwendet werden, die krassen sozialen Unterschiede in Haiti abzubauen, sagte in Santo Domingo bei einer UN-Tagung Alejandro Zapata. Der regionale Gutachter der Vereinten Nationen für Naturkatastrophen stützt sich auf Schätzungen der Regierung und internationaler Organisationen, darunter die Weltbank und die Interamerikanische Entwicklungsbank. Ende März findet in New York eine internationale Geberkonferenz statt.