Polts Vogel mal ernsthaft

Der Kormoran und kein Management

  • René Heilig
  • Lesedauer: 2 Min.

Exakt zwei Minuten und 58 Sekunden braucht der herrliche Gerhard Polt, um sich in Tränen der Wut und Verzweiflung aufzulösen. Und alles wegen dieses Vogels. Ja, wenn er als Single daher käme, der Kormoran ... Aber nein, er kommt »in Schwadronen, 400 Kormorane pro Kormoran ...«, und dann richtet er »ein Massaker« an unter den Fischen ...

Die Bundesregierung zählte jüngst etwas exakter als der poltrige Kabarett-Bayer Polt. In Deutschland habe sich die Anzahl der Brutpaare bei knapp unter 25 000 eingependelt. 1980 waren es nur 794 Brutpaare. So steht es in der Antwort auf eine Kleine Anfrage des Bundestagsabgeordneten Jan Korte. Der Linkspolitiker erkundigte sich im Namen aller Fischer und Angler, wohl wissend, dass der Umweltverband NABU den Kormoran heuer zum Vogel des Jahres erklärt hat.

Am wohlsten fühlen sich Kormorane nicht, wie Polt meinte, am Chiemsee, sondern in Mecklenburg-Vorpommern. 13 360 Paare hat man dort gezählt. Weniger genau ist die Auskunft der Bundesregierung darüber, ob der Wasservogel eine besondere Fischart in ihrer Existenz bedroht. Am ehesten käme die Äsche in Betracht, heißt es.

Nun ist das bestimmt eine Frage des Standpunkts, ob man dem Kormoran »seine« Fische oder ob man den Fischen ihr Leben gönnt. Es gibt EU-Staaten, da versucht man eine gewisse »Waffengleichheit« zwischen dem Fresser und dem Gefressenen herzustellen. Doch nicht so in Deutschland. »Trotz guter Beispiele in den Nachbarstaaten hält die Bundesregierung es offenbar nicht für notwendig, eine Initiative für einen bundesweiten Kormoranmanagementplan zu ergreifen und die Länder zu einem gemeinsamen Vorgehen zu drängen«, beklagt sich der fischfachkundige Korte.

Nachzulesen ist die Anfrage samt Antworten als Drucksache 17/694. Wer darüber hinaus Informationen braucht, schaue bei »YouTube« unter den Stichworten »Polt« und »Kormoran« nach.

Werde Mitglied der nd.Genossenschaft!
Seit dem 1. Januar 2022 wird das »nd« als unabhängige linke Zeitung herausgeben, welche der Belegschaft und den Leser*innen gehört. Sei dabei und unterstütze als Genossenschaftsmitglied Medienvielfalt und sichtbare linke Positionen. Jetzt die Beitrittserklärung ausfüllen.
Mehr Infos auf www.dasnd.de/genossenschaft

Linken, unabhängigen Journalismus stärken!

Mehr und mehr Menschen lesen digital und sehr gern kostenfrei. Wir stehen mit unserem freiwilligen Bezahlmodell dafür ein, dass uns auch diejenigen lesen können, deren Einkommen für ein Abonnement nicht ausreicht. Damit wir weiterhin Journalismus mit dem Anspruch machen können, marginalisierte Stimmen zu Wort kommen zu lassen, Themen zu recherchieren, die in den großen bürgerlichen Medien nicht vor- oder zu kurz kommen, und aktuelle Themen aus linker Perspektive zu beleuchten, brauchen wir eure Unterstützung.

Hilf mit bei einer solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl.

Unterstützen über:
  • PayPal