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Kuranyi schießt Schalke an die Spitze

Bei den Leverkusenern macht sich nach der Heimpleite Ratlosigkeit breit

Eine Stunde nach Spielende musste Kevin Kuranyi nochmal zum Spurt ansetzen. Die Hupe des Schalker Mannschaftsbusses hatte schon zum zweiten Mal die Katakomben des Leverkusener Stadions erfüllt. »Ich muss«, ließ er die vielen neugierigen Journalisten stehen. Er rannte los, die Kamerateams hektisch hinterher. Noch ein paar letzte Bilder vom Matchwinner des Spitzenspiels. Beide Tore hatte der 28-jährige Stürmer zuvor beim 2:0-Sieg des FC Schalke 04 gegen den Tabellendritten Bayer Leverkusen erzielt, viele Zweikämpfe gewonnen und sich unermüdlich an der Abwehrarbeit beteiligt. Er hat Königsblau auf Platz eins geschossen. Von den Fans wurde er dafür schon während und noch ausgiebiger nach der Partie gefeiert. Nach fast fünf Jahren im Schalker Trikot holten sie ihn zum ersten Mal auf den Zaun, und überließen ihm den Schlussjubel am Megafon.

Eine Erfolgsgeschichte, die für Gesprächsstoff sorgt. Keinen Gedanken habe er daran verschwendet, dass Bundestrainer Joachim Löw im Stadion war. Aber »ein wenig Hoffnung auf die WM« hat er immer noch. Obwohl er sportlich gute Argumente liefert, scheint die erste Meisterschaft für Schalke 04 seit über einem halben Jahrhundert wahrscheinlicher als Kuranyis WM-Teilnahme. Doch er gibt er sich zurückhaltend. »Der Titel ist nicht das Ziel«, stapelt Kuranyi tief.

Das ist ganz im Sinne seines Trainers. »Erst wenn wir nächste Woche gegen den FC Bayern gewinnen sollten, können wir über die Meisterschaft reden«, will Felix Magath die Euphorie noch bremsen. Mit der gleichen Verweigerungstaktik hatte der 56-Jährige in der vergangenen Saison den VfL Wolfsburg zum Meister gemacht. Und so wollte er auch die Leistung seines Stürmers nicht überbewerten: »Es ist schließlich Kevins Aufgabe, Tore zu schießen.«

In der Spielanalyse hob Magath dann zumindest die Bedeutung des ersten Treffers hervor: »Die frühe Führung hat uns Selbstvertrauen gegeben und Bayer verunsichert.« Kuranyi hatte in der elften Minute nach einer Flanke von Benedikt Höwedes den Ball abgeklärt im Tor von René Adler untergebracht. Und tatsächlich, danach ging bei den Leverkusenern nichts mehr. Erst kurz vor der Pause gelang Toni Kroos der erste Torschuss. Dazwischen hatte Kuranyi mit einem platzierten Kopfball auf 2:0 erhöht und der Gastgeber mit mangelnder Laufbereitschaft, unverständlicher Passivität sowie unfassbaren Fehlpässen die 30 000 Zuschauer zu einem Pfeifkonzert herausgefordert.

Weil die Leverkusener auch in der zweiten Halbzeit kein Mittel gegen die fast perfekt organisierten Schalker fanden, macht sich angesichts von nur fünf Punkten aus den letzten sechs Spielen mehr und mehr Ratlosigkeit breit. »Irgendeinen Grund muss es ja haben«, orakelte Kapitän Manuel Friedrich. Sami Hyppiä versuchte sich zumindest an einem Lösungsansatz: »Jeder muss in den Spiegel schauen und sich fragen, was er besser machen kann.«

Für die Schalker ging es an diesem Tag kaum besser. Mit dem souveränen Sieg bescherten sie den Leverkusenern die erste Heimniederlage und distanzierten sie auf nunmehr fünf Punkte. »Wir waren glücklich«, erklärte Manuel Neuer den minutenlangen Schlussjubel mit den Fans. Er war es besonders. Zu seinem 24. Geburtstag sang ihm die ganze Kurve ein bewegendes Ständchen und er durfte neben Kevin Kuranyi auch noch auf dem Zaun feiern.

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